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An den Vormonat mit seinen Megadeals in der Gesundheitsbranche kommt der August lange nicht heran, die Transaktionen in der Gesundheitsbranche erreichten aber immerhin einen beachtlichen Gesamtwert von rund zwölf Mrd. Dollar. Diese verteilten sich auf 124 Transaktionen, ein guter Wert für den Spätsommer. Fünf Deals knackten sogar die Milliardengrenze.

Medizintechnik bei Deals ganz vorn

An der Spitze: Greatbatch mit der Übernahme von Lage Region Medical. Der Hersteller von Herzschrittmachern zahlte für diesen Schritt 1,73 Mrd. Dollar. Aus Greatbatch und Lage Region Medical entsteht damit einer der größten OEM-Lieferanten für den kardiovaskulären Markt. Greatbatch erhofft sich von der Übernahme ab 2016 eine Steigerung des EPS im zweistelligen Prozentbereich, mit langfristig steigender Tendenz. Nur knapp auf dem zweiten Platz ist die Übernahme von IPC Healthcare durch Team Health Holdings. Das amerikanische Unternehmen zahlte dafür 1,6 Mrd. Dollar. Unter den Startups tat sich Infusionspumpen-Hersteller Ivenix hervor. Das Unternehmen konnte insgesamt 42 Mio. Dollar Kapital von verschiedenen Investoren generieren, darunter Cardinal Partners und Fidelity Biosciences. Mit dieser finanziellen Rückendeckung will Ivenix den Sprung in den globalen Infusionsmarkt wagen, der auf sechs Mrd. Dollar geschätzt wird.

Auch für den September wurden in der ersten Woche schon 32 Transaktionen angekündigt. So teilte der US-amerikanische Pharmahersteller Lannett Company am 2. September mit, eine verbindliche Kaufvereinbarung mit Kremers Urban Pharmaceuticals, der Generika-Tochter des Biologika-Herstellers UCB getroffen zu haben. Der Kaufpreis wird mit 1,23 Mrd. Dollar plus möglicher weiterer Zahlungen veranschlagt. Lannett erhofft sich von dem Deal schon im Geschäftsjahr 2016 neben deutlichen Steuererleichterungen positive Auswirkungen auf das bereinigte EPS im mittleren bis hohen einstelligen Bereich. Im Fiskaljahr 2017 wird eine Steigerung um 20 bis 25 Prozent erwartet.

Hersteller von „Viagra für Frauen“ in Kauflaune

Unter den Top-Fünf-Deals befindet sich die Übernahme von Sprout Pharmaceuticals, die sich Valeant Pharmaceuticals eine Mrd. Dollar kosten lässt. Sprout ist kürzlich durch das Medikament Addyi (Wirkstoff Flibanserin) in die Schlagzeilen geraten. Die FDA erteilte am 18. August die Freigabe für das Medikament, das als „Viagra für Frauen“ beworben wird. Ursprünglich von Boehringer Ingelheim als Antidepressivum entwickelt, soll der Wirkstoff Flibanserin die Libido von Frauen steigern. Addyi ist seither Mittelpunkt heftiger Kontroversen. Dem Mittel wird nur eine geringe Wirkung nachgesagt, darüber hinaus werde so aus einem normalen ein klinischer, behandlungsbedürftiger Zustand gemacht, so Kritiker.

Dessen ungeachtet ist Valeant Pharmaceuticals weiter auf Shoppingtour. Am 1. September erwarb das Unternehmen von AstraZeneca die Exklusivlizenz, um Brodalumab, einen Therapiekandidaten gegen Psoriasis, zu entwickeln und kommerziell zu vermarkten. Nur einen Tag später gab Valeant die Übernahme von Synergetics USA bekannt, Hersteller von chirurgischen Instrumenten für Ophthalmologie und Neurochirurgie. Der Kaufpreis beträgt rund 164 Mio. Euro. Mit dem dadurch erweiterten Portfolio wird die Präsenz der Valeant-Tochter Bauch & Lomb im aufstrebenden Markt für vitreoretinale Chirurgie ausgebaut. Valeant hatte Bausch & Lomb 2013 für 8,7 Mrd. Dollar von Finanzinvestor Warburg Pinkus übernommen.

Obamacare kurbelt Investments an

Der Healthcare-Sektor besteht aus den verschiedensten Industriezweigen – von Pharmaherstellern über Medizintechnikunternehmen bis hin zu Krankenversicherern und Kliniken. Jeder dieser Zweige besitzt eine eigene Dynamik. Investments unterliegen zahlreichen Einflussfaktoren, von positiven Trends wie dem demografischen Wandel bis hin zu negativen Auswirkungen durch niedrige Erstattungsbeträge. In den USA zeigt sich besonders der Affordable Care Act, auch Obamacare genannt, als Treibstoff für Healthcare-Investments. Durch diesen Vorstoß erhöhte sich in kurzer Zeit die Zahl der Versicherten in den USA. Die Entwicklung wird sich auch in Zukunft fortsetzen, diese Schlussfolgerung lässt die aktuelle Beliebtheit in der amerikanischen Bevölkerung zu.