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In vielen Regionen Europas geht es den Menschen doppelt schlecht: wirtschaftlich und gesundheitlich. Bei Lebenserwartung und der Häufigkeit schwerer Krankheiten verläuft eine klare Grenze zwischen Ost und West. So lässt sich die Kernaussage des „Europa-Atlas Gesundheit“ der Süddeutschen Zeitung zusammenfassen.

Der Europa Atlas ist ein online verfügbares Tool, welches Statistiken auf Basis des Statistischen Amtes der Europäischen Union, kurz Eurostat, visualisiert darstellt. Auf der Landkarte werden auf diese Weise etwa die ärmsten und reichsten Länder, die Verteilung von Bildung und anderen Schlüsselfaktoren der Entwicklung sichtbar. Ein Themenbereich widmet sich hierbei der Gesundheit. Nach Staaten oder Regionen unterteilt lassen sich mit Hilfe der Karte gesundheitsspezifische Informationen über die EU-Mitgliedstaaten anzeigen. Statistiken, vor allem zu Mortalität verschiedener Krankheiten, liegen zu folgenden Bereichen vor:

  • Anzahl praktizierender Ärzte je 100.000 Einwohner
  • Krankenhausbetten je 100.000 Einwohner
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Todesfälle je 100.000 Einwohner
  • Krebs: Todesfälle je 100.000 Einwohner
  • Atemwegserkrankungen: Todesfälle je 100.000 Einwohner
  • HIV: Todesfälle je 100.000 Einwohner
  • Drogenabhängigkeit

Eine Auswertung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der EU zeigt dabei interessante Fakten: Etwa sieben von 1000 Bürgern sterben jedes Jahr an den Folgen einer Kreislauferkrankung im einer Region im Nordwesten Bulgariens, sagt das Eurostat Jahrbuch der Regionen 2012. Das ist die höchste Rate in der gesamten Europäischen Union. Der Durchschnitt liegt bei nur etwa zwei Patienten pro 1000 Personen, die dieser häufigsten Todesursache in Europa jährlich zum Opfer fallen. Auffällig ist hierbei zudem, dass diese Region gemessen am Bruttoinlandprodukt (BIP) pro Kopf die ärmste in der EU ist: 2008 lag das BIP gerade mal bei 28 Prozent des EU-Durchschnitts. Doch um ein rein regionales Problem handelt es sich nicht. Unter den zwölf Regionen mit den höchsten Raten von Todesfällen infolge von Kreislauferkrankungen in der EU liegen fünf weitere ebenfalls in Bulgarien – drei davon auf den ersten Listenplätzen. Sechs liegen in Rumänien. Und zehn dieser Regionen gehören zu den Gebieten mit dem bei weitem niedrigsten BIP innerhalb der EU.

Weitere besonders wirtschaftsschwache Regionen, in denen die Mortalität überdurchschnittlich hoch ist, gehören zu Polen und Ungarn. Und stellt man die Länder, in denen drei oder weniger Menschen pro 1000 an Kreislaufkrankheiten sterben, jenen gegenüber, in denen es mehr sind, so ergibt sich auf der Europa-Landkarte ein deutliches Ost-West Gefälle.

Auch mit Blick auf die Zahl aller krankheitsbedingten Todesfälle lässt sich ablesen, dass die EU beim Thema Gesundheit durchaus entzweit ist. Denn während für die gesamte EU die  Zahl der krankheitsbedingten Todesfälle stetig sinkt und die Lebenserwartung seit 1980 um mehr als sechs Jahre auf 79 Jahre gestiegen ist, zeichnet sich in Osteuropa eine gegensätzliche Entwicklung ab: Hier liegt die Lebenserwartung mehrere Jahre unter dem EU-Durchschnitt.

Weitere Beispiele und Statistiken lassen sich unter dem „Europa-Atlas Gesundheit“ auswerten.