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Im Februar dieses Jahres wurde bekannt, dass der Healthcare-Konzern Fresenius Interesse an der Medical Nutrition Sparte Nutricia des französischen Nahrungsmittelkonzerns Danone bekundet hat. Seither ist immer noch unklar, ob und wann eine Übernahme stattfinden wird. Sowohl Danone als auch Fresenius halten sich in dieser Angelegenheit bislang bedeckt. Nur vereinzelt gelangen durch informierte Kreise Details des Deals an die Öffentlichkeit. Das Schweigen der Akteure bietet reichlich Raum für Interpretationen.

Überhaupt dauerte es eine ganze Zeit, bis die beiden Branchen-Riesen überhaupt konkrete Verhandlungen aufnahmen, nun ist noch immer unklar, in welchem Stadium sich die Verhandlungen mittlerweile befinden. Bis heute äußerten sich weder Danone noch Fresenius zum Stand der Verhandlungen. Schon spekuliert die Presse, ob Danone die eigenen Preisvorstellungen nicht durchsetzen konnte, oder ob gar schon ein konkretes Angebot von Fresenius vorliegt. Zu Beginn der Übernahmegerüchte war eine Kaufsumme von drei Mrd. Euro im Gespräch, zwischenzeitlich schätzten Finanzexperten den Kaufpreis der Sparte sogar auf vier bis fünf Mrd. Euro. Neben einem hohen Kaufpreis könnten der Übernahme auch kartellrechtliche Bedenken im Weg stehen. Für Fresenius allein wäre es schwierig bis unmöglich, die Medical Nutrition Sparte im Alleingang zu übernehmen. Daher holte sich der Konzern mittlerweile den britischen Private Equity Investor Permira ins Boot, um diese Hürde zu umgehen. Fresenius und Permira müssten die Sparte nach der Übernahme unter sich aufteilen. Für Fresenius wäre der Deal nicht das erste Milliardengeschäft in den vergangenen Monaten. Im September 2013 erwarb der Konzern für rund drei Mrd. Euro 43 Kliniken und 15 medizinische Versorgungszentren der Rhön-Klinikum AG. Zuvor konnte Fresenius im dritten Quartal 2013 das höchste Ergebnis der Konzerngeschichte verzeichnen. Dem Konzern ist es gelungen, mit einer Mischung aus Zukäufen und organischem Wachstum den Umsatz innerhalb von acht Jahren auf 20 Mrd. Euro zu verdoppeln und das Nettoergebnis auf eine Mrd. Euro zu verdreifachen.

Wie das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf  mit der Situation vertraute Personen berichtete, seien Fresenius und Permira zurzeit die einzigen Bieter. Danone habe weiteren Bietern allerdings eine weitere Woche Zeit eingeräumt, Angebote vorzulegen. Finanzinvestoren wie CVC und Konzerne wie Nestlé und Hospira hätten bereits Interesse bekundet. Auch sonst pokert Danone hoch. Insiderinformationen zufolge plant das Unternehmen, die Medical Nutrition Sparte an die Börse zu bringen und durch diese Strategie einen höheren Preis zu erzielen.

Die Medical Nutrition Sparte würde das Produktportfolio der Fresenius-Sparte Kabi deutlich erweitern. Fresenius Kabi bietet Trink- und Sondennahrung sowie Supplemente an. In diesem Bereich konnte Fresenius im Jahr 2012 ein Umsatzwachstum von zehn Prozent verzeichnen. Die Aktie von Fresenius legte innerhalb eines Jahres um rund 29 Prozent zu. Bislang gilt allerdings noch Danone als Marktführer im Segment der medizinischen Ernährung. Im ersten Halbjahr 2014 wuchs die Sparte um 6,3 Prozent. Nach einem Einbruch der Wertpapiere Mitte Oktober erholt sich die Danone Aktie wieder. Im Laufe eines Jahres gewann das Papier 4,27 Prozent an Wert. Den Gewinn durch einen Verkauf der Sparte könnte Danone dazu verwenden, um wie geplant den Absatz in Schwellenländern anzukurbeln. Erst kürzlich erwarb Danone für umgerechnet 566 Mio. Dollar 25 Prozent der Anteile des chinesischen Babynahrungs-Herstellers Yashili.