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Dank Homecare können Menschen, die aufgrund einer Erkrankung auf eine ständige Versorgung mit Hilfsmitteln angewiesen sind, auf eine stationäre Versorgung verzichten. Dazu zählen unter anderem Menschen mit Diabetes, chronischen Wunden oder Stomapatienten. Die Anzahl der Patienten im Bereich Homecare steigt aufgrund des demografischen Wandels und einer erhöhten Lebenserwartung stetig. Nicht nur deswegen zählt Homecare im deutschen Gesundheitswesen zu den Wachstumsmärkten. Das haben inzwischen auch Hilfsmittelhersteller und -händler erkannt, die zunehmend eine Rolle als Leistungserbringer anstreben.

Fresenius Kabi macht GHD Konkurrenz

Das „Handelsblatt“ beschäftigte sich in der Montagsausgabe mit Plänen des Gesundheitskonzerns Fresenius Kabi, im Homecare-Markt eine Lotsenfunktion für Patienten einnehmen zu wollen. Konkret bedeutet das, die Versorgung der Patienten aus einer Hand zu steuern. Fresenius Kabi argumentiert, dass dadurch die Pflegesituation der Patienten einfacher gestaltet werden könne, wenn diese einen Ansprechpartner für alle offenen Fragen hätten. Das Angebot richtet sich an Patienten, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden und eine Folgeversorgung benötigen, beispielsweise parenterale Ernährung, Wund- und Stomaversorgung etc. Fresenius Kabi beschäftigt derzeit rund 400 Pflegekräfte, die den Patienten zu Hause bei Fragen zur parenteralen Ernährung oder Wundversorgung zur Seite stehen. Sie seien allerdings nicht mit Pflegekräften zu verwechseln.

Auch andere Unternehmen haben den Homecare-Markt für sich entdeckt. So bieten inzwischen auch Apotheken Zusatzleistungen in diesem Bereich an. Die Branchenkenner Thomas und Markus Kerkhoff, Apotheker und Inhaber der Schlossapotheke in Bergisch Gladbach, folgen dieser Marktstrategie und bieten mit Outpatient-Services Arzneimittellieferungen, Telefonberatung und einen mobilen Schwestern-Service aus einer Hand an. Durch den Service sollen sich vor allem Pharmaunternehmen angesprochen fühlen, die erklärungsbedürftige Präparate vertreiben. bei diesen müsse der Patient bei der Einnahme betreut und in die Anwendung eingeführt werden. Da dies in der Regel nicht durch den Arzt geschieht, schließe der Service nach Ansicht der Betreiber eine Versorgungslücke. Derartige Dienstleistungen sind in Deutschland bisher nur im Bereich Hilfsmittel bekannt, Modelle im Bereich Pharma sind in anderen Ländern wie den USA und der Schweiz dagegen schon etabliert.

GHD ist derzeit Marktführer im Homecare-Sektor. Die Unternehmensgruppe versammelt an der Versorgung beteiligte Unternehmen in den Bereichen Produktion, Logistik, Service, Arzneimittelservice und Vertrieb unter einem Dach und gibt an, so einen individuellen und ganzheitlichen Service für Kunden und Patienten zu bieten. Fresenius Kabi holt allerdings immer mehr auf. Mit der Akquisition von medi1one im vergangenen Jahr hat das Unternehmen bereits einen großen Schritt Richtung Komplettversorgung gesetzt. Medi1one ist insbesondere im Bereich Beatmungstherapie, Infustion, Tracheostomie und Wundversorgung aktiv. Fresenius Kabi baute damit das Produktsortiment, welches sich auf Ernährungstherapie, Tracheostoma und Wundversorgung konzentrierte, aus.

Homecare-Sektor noch stark fragmentiert

Der deutsche Homecare-Markt entwickelt sich mehr und mehr zu einem festen Bestandteil der Hilfsmittelversorgung, ist allerdings noch stark fragmentiert. In den vergangenen Jahren verschärfte sich die Konkurrenz zwischen den Anbietern. Um Zugang zu neuen Patienten und somit zu mehr Umsatz zu erlangen, sind daher neue Versorgungsbereiche und Vertriebsstrategien gefragt. Laut Angaben des Branchenverbandes BVMed sind derzeit sechs Mio. Menschen in Deutschland auf Homecare-Leistungen angewiesen, ihre Zahl könnte bis zum Jahr 2030 auf 9,3 Mio. steigen. Das derzeitige Marktvolumen wird auf 2,5 bis drei Mrd. Euro geschätzt, inklusive Produktlieferungen auf bis zu sechs Mrd. Euro. Untersuchungen von Summary Seven Healthcare Consulting kommen zu dem Schluss, dass der Markt, also die Anzahl der Patienten, schneller wächst als die Erstattungssätze fallen. Dadurch rücken Homecare-Anbieter verstärkt in den Fokus von Finanzinvestoren. Damit ist klar, dass sich der Markt in Zukunft stark wandeln wird. In wie fern sich dies auf die Versorgungsqualität auswirken wird, darüber lassen sich bisher nur Vermutungen anstellen.

Bei Fragen zum Homecare-Markt steht Ihnen das Summary Seven-Team gerne zur Verfügung!