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Nach den Berichten um die Umstrukturierung und den damit verbundenen Personalabbau bei der zweitgrößten deutschen Krankenkasse (Barmer GEK), trifft nun die nächste Nachricht die Kassenlandschaft. Die Zahl der deutschen gesetzlichen Krankenkassen könnte noch in diesem Jahr von 130 auf 100 sinken. Dies berichtet die überregionale deutsche Tageszeitung TAZ in einem Artikel, in dem sie die Entscheidung des Bundesversicherungsamtes (BVA) zu Ausgleichszahlungen im Morbi-RSA kommentiert. Hintergrund für die angeblich bevorstehende Fusionswelle ist die Entscheidung des BVA, die „eingelegten Revisionen“ im Zusammenhang mit einer entsprechenden Korrektur der Umverteilung der Gelder aus dem Gesundheitsfonds zwischen den Kassen zurückzunehmen.

Das BVA teile per Rundschreiben an die gesetzlichen Krankenkassen, den GKV-Spitzenverband und das Bundesgesundheitsministerium am vergangenen Freitag mit, dass „im Wege einer Gesamtkorrektur“ die Zuweisungen für die Kassen neu berechnet und „im Rahmen des Jahresausgleichs 2013“ im November umgesetzt würden. Bei der Neuberechnung bleibt das Finanzvolumen gleich, aber die Verteilung unter den Kassen ändert sich.

Was bedeutet dies nun konkret für die Kassenlandschaft, die zuletzt zwar erneut einen (rückläufigen) Überschuss erwirtschaftete, deren Finanzpolster aber mit dem laufenden Jahr schmelzen wird? Vor allem die elf Ortskassen, die von einem Mitgliederschwund gebeutelte DAK und kleinere Kassen mit Mitgliedern, die aufgrund ihrer Altersstruktur und ihrer Krankheiten hohe Kosten verursachen, werden rückwirkend mehr Geld erhalten. Eine Sprecherin des GKV-Spitzenverbands sagte, es gehe um „jährlich 400 bis 500 Millionen Euro“.

Was für die einen ein Segen bedeutet, dürfte die GKVen, die bislang von dem von den Sozialgerichten als ungerecht eingestuften Verteilungsmodus profitierten, vor immense finanzielle Probleme stellen. Denn viele dieser Kassen haben das einst zugewiesene Geld, das sie nun zurückzahlen müssen bzw. nicht mehr erhalten, bereits in ihrem Haushalt einkalkuliert oder bereits ausgegeben  haben. Insbesondere viele der über 100 kleineren Betriebskrankenkassen dürfte diese Entscheidung des BVA hart treffen.

Nun gehen also einige Branchenkenner von weiteren Kassenfusionen aus, die durch die Neuberechnung der Kosten in Gang gesetzt werden. Wie genau die Umverteilungssumme von knapp 500 Millionen Euro auf die Krankenkassen verteilt wird, ist nun die wenig beneidenswerte Aufgabe des BVA. Die Deutsche BKK (rund 760.000 Versicherte) geht von zusätzlichen Einnahmen von etwa neun Millionen Euro aus, berichtet Vorstandschef Kolanoski.

Wie tiefgreifend die Veränderungen für die GKV-Landschaft sind, lässt sich in Gänze noch nicht abschätzen. Zurzeit laufen nach Angaben der Deutschen BKK  aber bereits Revisionsverfahren anderer Kassen für die Jahre 2011 und 2012. Auch der Ausgleich für das laufende Jahr 2014 wird in zwei Verfahren von Krankenkassen beklagt. Eine erste Einschätzung zur Auswirkung auf die Fusionsdynamik in der GKV lässt sich sicherlich am 14. November treffen, wenn für das  die Korrektur des Jahresausgleichs für 2013 durch das BVA vorgenommen wird. Aber selbst dann wird es aber keine Ruhe um den umstrittenen Morbi-RSA geben.