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Google hat eine elektronische Kontaktlinse für Diabetiker angekündigt, die ohne Zeitverzögerung über Blutzucker-Werte informieren soll. Dafür erfasst die Kontaktlinse den Zuckergehalt im Augenwasser und sendet die Resultate auf ein Smartphone. Die Linse, von der es bereits einen Prototypen gibt,  soll den Träger bei Schwankungen warnen. Die Messung des Glucose-Wertes in der Tränen-Flüssigkeit erfolge nach Angaben des US-Unternehmens jede Sekunde.

Bis die Entwicklung des geheimen Forschungslabors Googke X auf dem Markt komme, werde alles doch noch einige Zeit vergehen, ließen die Projektbeteiligten verlauten. Offen ist u.a. noch die Frage, inwieweit akute Unterzuckerungen über die Tränenflüssigkeit schnell erkannt werden könnten.

Reaktionen aus der Diabetes-Branche gab es bereits vom Der Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft, Lutz Heinemann. „Es ist eine sehr interessante Idee. Google mit seinem technologischen Know-how ist sehr willkommen als ein Unternehmen, das die Entwicklung in diesem Bereich vorantreiben kann“.

Der Internetkonzern aus Mountain View hat in der Vergangenheit immer wieder in die Gesundheitsbranche investiert. So ist der Konzern etwa an dem Biotechnik-Unternehmen 23andMe beteiligt. Es ermöglicht Privatpersonen gegen Entgelt ihre Erbinformationen auf genetisch bedingte Krankheiten untersuchen zu lassen. Auch davor hatte Google bereits versucht im eHealth-Bereich durch eine elektronische Patientenakte aktiv zu werden. Aufgrund von Datenschutzbedenken und mangelnder Akzeptanz wurde das Vorhaben jedoch nach fünf Jahren zum Jahresbeginn 2012 eingestellt.

Zuletzt gründete Google ein Unternehmen mit dem Namen “Calico”, dessen Ziel es ist, sich mit dem Älterwerden und den damit verbundenen Krankheiten zu beschäftigen Durch die Verarbeitung von Daten zu typischen Alterskrankheiten sollen langfristig die Auswirkungen des Alters abgemildert werden. Der Chef von Calico ist Art Levinson, Ex-Chef des Biotechnologiekonzerns Genentech.

Potenzielle Patienten gäbe es für die elektronische Kontaktlinse jede Menge. Weltweit leben nach Schätzungen mehr als 250 Millionen Diabetiker. In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft vom Dezember rund sechs Millionen Menschen betroffen. Wirklich von Nutzen wäre die Entwicklung eher für die deutlich kleinere Patientengruppe des Diabetes Typ 1, dessen Betroffene mehrmals täglich den Blutzucker messen müssen.  Hier wäre die kontinuierliche und verzögerungsfreie Messung der Linse auch für Risikogruppen interessant, wie etwa Erwachsene mit Typ 1-Diabetes  wie beispielsweise Lastkraftwagenfahrer, Seemänner oder Dachdecker, die sich und andere durch eine Ohnmacht gefährden würden

Allerdings schläft die potentielle Konkurrenz von Google nicht: So hat der Hersteller Bluepoint Medical die Entwicklung eines Blutzuckermessgeräts vorangetrieben, welches keine Körperflüssigkeiten zur Bestimmung des Zuckergehalts benötigt. Die Messung soll zukünftig optisch mit Infrarotlicht erfolgen.

Ob sich eine derartige Innovation tatsächlich im Gesundheitsmarkt durchsetzen kann, hängt maßgeblich von der Erstattungsbereitschaft der Krankenkassen ab. Die zeigt, dass Beispiel der CGM-Systeme, deren Kostenübernahme von Diabetesverbänden bereits seit längerem gefordert wird.Die Kosten für die Geräte und Sensoren für die kontinuierliche Messung des Zuckerverlaufs von Patienten mit Diabetes Typ 1 (kontinuierliches Glukosemonitoring mittels CGM-Systemen) wurden bislang von den Kassen nur in Einzelfällen übernommen.