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Google ist längst mehr als eine Suchmaschine. Der Konzern, der seit Oktober dieses Jahres in der Holding Alphabet Inc. organisiert ist, sticht auch durch seine Forschung im Healthcare-Sektor hervor. Neben Projekten in der OP-Robotik, der Parkinson-Forschung sowie der Baseline-Study liegt Googles Fokus dabei insbesondere in der Diabetes-Forschung. Eine Kooperation mit dem Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis hat eine smarte Kontaktlinse zum Ziel, die kontinuierlich den Blutzucker in der Tränenflüssigkeit misst ([ilink url=“http://de.konmedia.info/2014/01/leitartikel-google-entwicklet-elektronische-kontaktlinse-fur-diabetiker/“]wir berichteten[/ilink]). Nun wurde bekannt, dass die Linse noch weitaus mehr können soll.

Intelligente Linse stellt sich innerhalb einer Millisekunde scharf

Bereits 2014 gab Google bekannt, gemeinsam mit dem Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis an einer Kontaktlinse zu forschen, die den Blutzuckerspiegel des Trägers nicht-invasiv misst. Für Diabetiker würde dies eine bedeutende Erleichterung im Alltag darstellen, da sie so auf den täglichen Pieks in die Fingerkuppe verzichten können. Noch wesentlich aufsehenerregender sind aber die Pläne, die Linse mit einer Art Autofokus auszustatten, der Fehlsichtigkeiten automatisch korrigiert. Laut Novartis-CEO Joseph Jimenez könne die Kontaktlinse innerhalb einer Millisekunde unterscheiden, ob der Träger beispielsweise ein Buch liest oder in die Ferne sieht und sich ebenso schnell anpassen. Die smarte Linse könnte nach Angabe der Unternehmen schon bald Marktreife erlangen. Für die Vermarktung haben die beteiligten Unternehmen eine Zielvereinbarung mit Alcon geschlossen.

Eine große Zielgruppe für eine derartige Linse gegen Fehlsichtigkeit ist schon jetzt vorhanden, und wird in naher Zukunft weiter wachsen. Der demografische Wandel führt dazu, dass der Anteil von älteren Menschen an der Gesellschaft, vor allem in Industrienationen, stetig steigt. Setzt sich diese Kontaktlinse auf dem Markt durch, könnten Gleitsichtbrillen bald ein Relikt der Vergangenheit sein.

 Zahl der Diabetes-Erkrankungen nimmt weltweit zu

Noch größer ist allerdings der Bedarf an innovativen Diabetes-Hilfsmitteln: Schätzungen zufolge werden bis zum Jahr 2030 rund 438 Mio. Menschen weltweit an Diabetes erkranken. Besonders bei älteren Patienten gestaltet sich die Behandlung schwierig. So können sie beispielsweise ihre Blutzuckerwerte im Gegensatz zu jüngeren Menschen seltener durch Bewegung senken, außerdem wirken Medikamente wegen nachlassender Nierenleistung oft unerwartet stärker, wodurch die Gefahr einer Hypoglykämie steigt.

Angesichts der steigenden Zahl von Erkrankungen suchen Pharmaindustrie und Medizintechnik nach neuen Methoden, um den Alltag von Diabetikern zu erleichtern. Neben der smarten Kontaktlinse entwickelt beispielsweise Bluepoint Medical ein Blutzuckermessgerät, welches überhaupt keine Körperflüssigkeiten zur Bestimmung des Blutzuckers benötigt. Stattdessen wird die Messung optisch mit Infrarotlicht durchgeführt.

Das geplante Projekt von Alcon, Novartis und Google erweitert den Trend zur intelligenten und unauffälligen technischen Überwachung der Körperfunktionen. Google will eigenen Angaben zufolge „die Informationen der Welt […] organisieren und allgemein zugänglich und nützlich  […] machen.“ Nach Angaben von Andy Conrad, Leiter der Life-Science-Sparte bei Google, sei Diabetes genau die Art Krankheit, bei der Technologie den Patienten helfen könne. Zuvor müssen allerdings noch kartellrechtliche Genehmigungen eingeholt werden, ebenso sind noch Fragen zur Sicherheit der praktischen Anwendung offen. So muss sichergestellt werden, dass die gemessenen Werte bei der Übermittlung nicht manipuliert werden können und sich Patienten in der Folge eine falsche, lebensbedrohliche Menge an Insulin spritzen. Datenschützer befürchten zudem Sicherheitslücken für die mit der Linse gesammelten Daten.