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Das Tochterunternehmen Google X des Internetgiganten Google will Medizingeschichte schreiben. Momentan beschäftigt sich der 2010 gegründete Google-Ableger mit der Entwicklung eines Armbandes, das mittels Nanotechnologie bei der Früherkennung von Krankheiten helfen soll. Der Patient wird so schon vor dem Auftreten von Symptomen über eine beginnende Erkrankung informiert. Da die Therapieerfolge in den Frühstadien deutlich höher liegen, wäre dies ein medizinischer Durchbruch.

Der Patient muss zur Überwachung zunächst eine Kapsel mit Nanopartikeln einnehmen. Diese Partikel erkennen Krankmacher, so wie zum Beispiel Krebszellen oder entstehende Plaques, die Frühwarnzeichen für Herzinfarkte oder Schlaganfälle sein können. Sie finden diese Marker, heften sich an und senden dann ein Signal an das Armband, in dem die Daten analysiert werden. Der Patient bekommt eine Meldung, ob er lieber seinen Arzt aufsuchen sollte.

Die Nanotechnologie steht schon seit einigen Jahren im Fokus medizinischer Forschung. Zum Einsatz kommt sie bereits im Bereich der Pharmakologie. Medikamente, in Nanopartikel verpackt, können durch den Körper geschleust werden, um erst direkt am Einsatzort ihre Wirkung zu entfalten. Das hat eine Minderung der Nebenwirkungen und auch eine Einsparung der Wirkstoffe zur Folge. Insbesondere bei der Krebstherapie ist diese Vorgehensweise sinnvoll – wenn die oftmals aggressiven Medikamente direkt zu ihrem Wirkort gelangen, können viele Kollateralschäden vermieden werden.

Diese Erkenntnisse werden für das neue Armband bereits genutzt. Unklar ist bisher jedoch, wie das Armband die Signale aus dem Körper empfangen und auswerten soll. Hierfür entwickelt das Unternehmen momentan eine künstlichen Haut, die der menschlichen entsprechen soll, um herauszufinden, wie die Signale der Nanopartikel durch die Haut gelangen können. Erforscht wird an einem Gewebe, das teils aus künstlicher, teils aus natürlicher Spenderhaut gewonnen wurde. Wie sich die Wirkung bei einem Hauttyp oder einer Hautfarbe, die nicht dem Modell entspricht, darstellt, muss allerdings zusätzlich geklärt werden. Dies könnte noch einige Zeit in Anspruch nehmen, auch wenn auf einen Durchbruch in den nächsten Jahren gehofft wird.

Ebenfalls eine Hürde könnte die Kooperationsbereitschaft der potenziellen Patienten darstellen. Die Vorstellung einer Dauerüberwachung durch Nanopartikel im Blutkreislauf wirkt im ersten Moment eher beängstigend. Hier hat Dr. Andrew Conrad, Leiter des Google X-Laboratoriums allerdings keine Bedenken. Er ist der Meinung, dass der Nutzen der neuen Technologie jegliche Zweifel beseitigen kann.