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294 Milliarden Euro wurden im Jahr 2011 für Gesundheitsleistungen ausgegeben. 2005 waren es 240 Mrd. Euro. Seit dem Jahr 2000 liegt der Anstieg der gesamten Gesundheitsausgaben bei 38 Prozent oder anders ausgedrückt: Jährlich steigen die Gesundheitsausgaben um drei Prozent.

Vor dem Hintergrund des Kostenanstiegs sieht der Arzt und Gesundheitsexperte Dr. Rolf Porsche allerdings milliardenschwere Effizienzreserven im deutschen Gesundheitssystem schlummern. Konkret beziffert er im Rahmen seiner Studie das Einsparpotential auf 20 Mrd. Euro – was 7 Prozent der derzeitigen Ausgaben entspricht. Voraussetzung dafür sei seiner Meinung nach eine effektivere Umsetzung von Innovation im Gesundheitswesen.

Problematisch sei, dass Strukturen teilweise veraltet und Schnittstellen nicht organisiert seien. 70 Prozent aller chronisch erkrankten Patienten würden nicht nach bekannten Standards versorgt, behauptet er.

Als Beispiele für Effizienzreserven nennt Porsche etwa:

  • Die Umsetzung effizienter Präventionsprogramme und die aktive Förderung der Therapietreue. (z. B. den Umgang mit Medikamenten, insbesondere die Beachtung der Wechselwirkungen)
  • eine mangelnde Nutzung von Innovationen im Gesundheitswesen, wie etwa moderne Kommunikations- und Informationstechnologien.

Hebe man diese Potentiale seien seiner Meinung nach Verbesserungen von Gesundheit und Lebensqualität möglich, ohne dass die Kosten ansteigen.

In das Konzept der Studie dürfte auch die Antwort der Bundesregierung auf die parlamentarische Anfrage der Linken passen: Mehr als 15 Millionen Operationen führten deutsche Ärzte 2011 durch – ein Viertel mehr als 2005. Damit ist Deutschland mit 295 Operationen pro 100.000 Einwohner etwa bei der Anzahl Hüftoperationen in Europa führend. Schlummert also bei den stationären Operationen ein Einsparpotential, weil in Deutschland zu schnell und zu häufig operiert wird? Der stationäre Sektor hätte als größter Ausgabenblock der GKV sicherlich einen bedeutenden Einfluss auf eventuelle Kostenersparnisse im System. Begegnet werden kann dem, dass die Anzahl der Operationen auch für eine bessere Versorgung der Patienten stehen kann, weswegen die Interpretation im Auge des Betrachters liegt.

Fest steht, dass sich Deutschland ein im internationalen Vergleich hohes Angebot an medizinischer Versorgung leistet. Jedoch gibt der internationale Vergleich nur einen ersten Eindruck davon, dass im deutschen Gesundheitssystem erhebliche Effizienzreserven verborgen sein könnten. Konkrete Ergebnisse könnten sich unter bestimmten Prämissen auf Basis eines innerdeutschen Vergleichs verschiedener Bundesländer oder Regionen ergeben.