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Die Zeiten, in denen Heil- und Hilfsmittel bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nur unter ferner liefen rangieren, sind vorbei. In fast keinem anderen Bereich steigen die Kosten so stark, und das trotz sinkender Erstattungsbeträge und Maßnahmen zur Kostenkontrolle (z.B. Ausschreibungen). Dies verdeutlicht der jüngst erschienene Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer GEK. Hauptgrund für die Steigerung ist sicherlich der demografische Wandel: Heil- und Hilfsmittel finden verstärkt bei altersbedingten Erkrankungen Anwendung. Aber auch die noch nicht vorhandene Nutzenbewertung von Hilfsmitteln rückt erneut in den Fokus.

 Heil- und Hilfsmittel treten aus dem Schatten der großen Versorgungsbereiche

Die Kosten für Hilfsmittel stiegen im Jahr 2014 GKV-weit um 9,4 Prozent auf 7,44 Mrd. Euro. Bei der Barmer GEK stiegen sie leicht überdurchschnittlich um 10,9 Prozent auf nun 836,4 Mio. Euro. Generell werden Einlagen am häufigsten verordnet, gefolgt von Orthesen und Schienen. Orthesen sind dabei das am [ilink url=“http://de.konmedia.info/2015/10/leitartikel-orthesen-gute-aussichten-fuer-leistungserbringer/“]stärksten wachsende Hilfsmittelsegment[/ilink]. Die höchsten Ausgaben sind allerdings in anderen Leistungsbereichen zu finden, nämlich bei Inhalations- und Atemtherapiegeräten sowie bei Hörhilfen.

Bei der Barmer GEK lagen 2014 die Hilfsmittelausgaben je Versichertem zwar mit 97,78 Euro unter dem GKV-Durchschnitt (105,90 Euro). Die Ausgabensteigerung je Versichertem ähnelt allerdings dem GKV-Durchschnitt. Die Ursache dafür sind laut Angaben der Kasse in drei unterschiedlichen Entwicklungen zu sehen: So sanken zwar die Ausgaben je Rezept um 5,5 Prozent, dafür nahm die Zahl der Rezepte aber um knapp 20 Prozent zu. Außerdem stieg der Anteil der Versicherten, die eine Hilfsmittelverordnung erhalten haben, von 22,8 auf 23,5 Prozent. Dabei gilt: Je älter die Versicherten sind, desto höher ist auch der Anteil der Versicherten mit Hilfsmittelverordnungen.

Die Bedeutung von Hilfsmitteln für Patienten ist nicht zu unterschätzen. Sie unterstützen den Erfolg von Krankenbehandlungen, gleichen Behinderungen aus oder beugen diesen vor, und können sogar eine Pflegebedürftigkeit verhindern. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen Hilfsmittel aber bestimmten Standards entsprechen. Dies ist durch die bisherige Praxis und allein durch das Hilfsmittelverzeichnis allerdings nicht gewährleistet. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer GEK, forderte daher: „Auch Hilfsmittel sollten umfassend einer Nutzenbewertung unterzogen werden, die Nutzen und Sicherheit für die Patienten klärt. Es ist nicht zielführend, nur Medizinprodukte mit einer hohen Risikoklasse zu prüfen, wie es das Versorgungsstärkungsgesetz vorgibt.“ Mit dieser Forderung steht Straub nicht allein da. Die AOK forderte vor wenigen Jahren, die Erstattung eines Hilfsmittels davon abhängig zu machen, ob dieses einen Patientennutzen im Vergleich zu bestehenden Alternativen hat. Der Qualitätsverbund Hilfsmittel (QVH) will die Nutzenbewertung auch auf die Service- und Dienstleistungsqualität ausweiten.

Leistungsfälle und Ausgaben steigen weiter

Hilfsmittel werden bei Erkrankungen eingesetzt, die im Zuge des demografischen Wandels immer mehr an Bedeutung gewinnen. In den nächsten Jahren ist daher mit einer weiteren Zunahme der Leistungsfälle und damit auch mit steigenden Ausgaben zu rechnen. Die Zeiten, in denen Heil- und Hilfsmittel neben den großen Versorgungsbereichen eher stiefmütterlich behandelt wurden, ist vorbei. Die rasant steigenden Kosten erhöhen bei Kassen und Politik gleichermaßen den Handlungsdruck. Ein rasches Handeln ist gefragt: Die Ausgaben rein über Ausschreibungen, sinkende Erstattungspreise und damit mehr private Zuzahlungen kontrollieren zu wollen kann keine Lösung sein. Eine Nutzenbewertung, die das unüberschaubare Hilfsmittelangebot qualitativ ausdünnt, erscheint weitaus zielführender.

Der Barmer GEK Heil- und Hilfsmittelreport informiert alljährlich über das Leistungsgeschehen und stützt sich dabei auf amtliche Daten des Bundesministeriums für Gesundheit sowie auf personenbezogene Routinedaten.

Summary Seven Healthcare Consulting ist auf den Hilfsmittelmarkt spezialisiert. Unsere [ilink url=“https://summaryseven.de/angebote/“]Marktreporte[/ilink]  liefern kompakt und übersichtlich aktuelle Daten zu Marktsituation, Wettbewerb und Erstattung. Für weiterführende Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!