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In den Industrieländern ist der Markt für Medizintechnik weitestgehend gesättigt. Auch politische Bestrebungen, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken, wirken sich ungünstig auf die Umsätze von Herstellern und Händlern aus. Daher setzen immer mehr Medizintechnik-Unternehmen auf Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien. Viele große Konzerne, aber auch mittelständische Unternehmen, sind bereits in diesen Märkten aktiv. In den Regionen Asien-Pazifik und Lateinamerika wird zwischen 2012 und 2017 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 12 Prozent für die Pharmamärkte erwartet, in den USA und der EU im selben Zeitraum nur zwei Prozent.  Die Expansion in Schwellenländer ist jedoch nicht ohne Risiko, denn politischer und wirtschaftlicher Wandel können sich schnell negativ auf das Geschäft auswirken. Besonders für kleinere Unternehmen kann dies schnell existenzgefährdend sein.

Wichtige Beurteilungskriterien für die Attraktivität eines Exportlandes sind die Zulassungsvoraussetzungen, sonstige regulatorische Rahmenbedingungen sowie die Erstattungsfähigkeit. Auch die Marktgröße mit der adressierbaren Patientenpopulation ist nicht zu vernachlässigen. Schwellenländer wie China und Brasilien bergen aufgrund des wirtschaftlichen Aufschwungs, des demographischen Wandels und des zunehmenden Gesundheitsbewusstseins zwar ein gutes Absatzpotential, die Märkte sind für ausländische Unternehmen allerdings nur schwer zu knacken. Meist werden lokale Unternehmen bevorzugt, dazu ist das Gesundheitssystem hinsichtlich der Kostenerstattung nicht weit genug ausgebaut. Andere Schwellenländer wie Indien sind äußerst preissensibel, so dass hochpreisige Geräte dort kaum nachgefragt werden.

Australien ist zwar kein Schwellenland, dennoch aber für deutsche Medizintechnik-Unternehmen aus zahlreichen Gründen attraktiv. Experten schätzen, dass der Markt für Medizintechnik in Australien pro Jahr um ca. 5,4 Prozent wachsen wird. Ein wichtiger Grund dafür ist der demografische Wandel – der Anteil älterer Einwohner steigt kontinuierlich. Da australische Senioren oftmals wohlhabend sind und Wert auf hochwertige medizinische Versorgung legen, nimmt die Nachfrage nach modernen Medizinprodukten stetig zu. Zudem steigt die Einwohnerzahl verhältnismäßig stark durch die Geburtenrate sowie den Zuzug aus dem Ausland. Man nimmt an, dass sich die australische Bevölkerung bis 2075 verdoppeln wird. Aktuell beträgt der Anteil deutscher Medizintechnik-Importe 8,5 Prozent. Deutschland ist nach den USA (36 Prozent der Einfuhren) zweitwichtigstes Bezugsland. Die Gesamtimporte von Medizintechnik nach Australien betrugen im Finanzjahr 2011 / 2012 4,4 Mrd. Dollar. Deutsche Produkte genießen einen sehr guten Ruf und werden insbesondere im privaten Gesundheitssektor stark nachgefragt. Auch im Hinblick auf die Erstattung ist Australien attraktiv, Medizinprodukte werden in der Regel vom Gesundheitssystem ohne große Einschränkungen rückerstattet. Der Zulassungsprozess ist transparent und schnell.

Zusammenfassend betrachtet ist Australien dem europäischen oder amerikanischen Markt ähnlich, aber mit erheblich größerem Wachstumspotential. In puncto Sicherheit könnte der Kontinent Down under daher den Schwellenländern schon bald den Rang ablaufen. Für Unternehmen mit internationalen Expansionsplänen lohnt es sich daher, Australien bei diesen Plänen mit zu berücksichtigen.