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In den vergangenen Tagen wurden vermehrt gemeldet, dass die Krankenhauskosten auf ein neues Rekordhoch gestiegen sind. Naturgemäß wurden die vom Statistischen Bundesamt am Montag veröffentlichten Zahlen von verschiedenen Interessensvertretern kommentiert. So kritisierte der Sprecher des GKV-Spitzenverbands, Florian Lanz, die seiner Ansicht nach überholten Krankenhausstrukturen und merkte an, dass steigende Überweisungen an die Krankenhäuser und deren Überkapazitäten zu dem seitens der GKV zu finanzierenden Kostenanstieg führten.

Demgegenüber ist aus Sicht der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) die Auslastung der Betten allerdings kein Indiz für Effizienz. Die Kosten würden bereits seit 2004 pro Behandlung und nicht pro Bett abgerechnet werden. Statt Einsparungen zu fordern, sollten die Kassen lieber mehr Mittel zur Verfügung stellen.

Deutlich wurde jedenfalls, dass Krankenhausaufenthalte immer teurer werden. Eine stationäre Behandlung kostete im Jahr 2011 durchschnittlich 3960 Euro. Das entspricht einem Anstieg von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, damals waren es 3862 Euro. Insgesamt beliefen sich die Kosten der deutschen Krankenhäuser im vergangenen Jahr auf 83,4 Mrd. Euro.  Den Hauptanteil hiervon nimmt die rein stationäre Krankenhausversorgung mit 72,6 Mrd. Euro ein.  Zudem wurde bekanntgegeben, dass die Anzahl der vollstationär behandelten Fälle mit rund 18,3 Mrd. Fälle  um 310.086 höher liegt als im Vorjahr. Die Verweildauer hingegen verringerte sich auf 7,7 Tage (2010: 7,9).

Seit Jahren gilt in der medizinischen Behandlung der Grundsatz „ambulant vor stationär“. Mit Blick auf diese Zahlen scheint die politische Forderung, der zuletzt mit dem Anfang des Jahres in Kraft getretenen Versorgungsstrukturgesetz versucht wurde Rechnung zu tragen, im Krankenhaus ohne nachhaltige Wirkung geblieben zu sein. Zwar wurden im Rahmen der Gesundheitsreformen Grundlagen für ambulante Behandlungen im Krankenhaus geschaffen, doch bieten sich im Zuge des DRG-Systems und der damit verbundenen Einführung des Fallpauschalengesetzes Anreize für eine Durchführung stationärer Operationen. Denn die Erlöse aus den DRG-Pauschalen können über denen des Abrechnungskataloges EBM einer ambulanten Operation liegen. Demzufolge kann ein Anstieg der vollstationären Behandlungsfälle (bei Reduzierung der Verweildauer) durchaus wirtschaftlich sein – für das Krankenhaus. 

Dennoch erhöht sich mit den steigenden Kosten und den Sparbemühungen der Regierung der Kostendruck für Kliniken. Auch in Zukunft werden die Kosten für stationäre Behandlungen weiter steigen. In den Jahren 2013 und 2014 werden von den Krankenhäusern zudem nochmals 750 Mio. Euro an Einsparungen verlangt.

Aber schon heute sind die ökonomischen Perspektiven deutscher Krankenhäuser eher düster: Nach Erhebungen des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) schreibt jede fünfte Klinik inzwischen rote Zahlen. Derzeit haben wir 2045 Krankenhäuser in Deutschland – mit abnehmender Tendenz. Vor 10 Jahren waren es noch rund 150 Häuser mehr. Zu erwarten ist, dass vor dem Hintergrund des Sparzwangs weitere Krankenhäuser schließen müssen.