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Unzählige Jobs wurden bereits durch den technischen Fortschritt überflüssig oder werden es in der nahen Zukunft. Wer kann sich beispielsweise heute noch an Telefonistinnen in Telefonzentralen erinnern? Auch Autos wurden bis vor einigen Jahrzehnten noch mit deutlich mehr „Manpower“ produziert, heute sind statt Menschen meist Roboter am Werk. Diese Entwicklung wird sich auch im Medizinsektor fortsetzen. Das kann man durchaus kurios finden, wie beispielsweise das Gedankenspiel, dass Roboterhunde bald Labrador und Co. als Blindenhunde ersetzen, oder gruselig, wenn der Ex-Google-Entwickler Babak Parviz prophezeit, dass Roboter bald völlig autonom Operationen durchführen werden.

Brauchen Blindenhunde bald Updates statt Futter?

Laut einigen Quellen wurden schon im ersten Jahrhundert n. Chr. Hunde eingesetzt, um Blinde zu führen. Heute haben es die Blindenführhunde bis ins Hilfsmittelverzeichnis (PG 99) geschafft, rund ein bis zwei Prozent der blinden oder hochgradig sehbehinderten Menschen in Deutschland besitzen einen solchen Assistenzhund und bilden mit ihm das sogenannte Führgespann. In Ausnahmefällen, beispielsweise bei einer Allergie oder aus religiösen Gründen, kann das Gespann auch aus Mensch und einem anderen Tier bestehen, so kann man beispielsweise schon einmal einem Blindenpony über den Weg laufen. Dies hat aber tatsächlich Seltenheitswert. Nun haben Forscher der Sheffield Hallam University und des London King’s College einen „Roboter an der Leine“ entwickelt, der blinden und sehbehinderten Menschen bei der alltäglichen Navigation helfen soll.

Der Robo-Hund ist mit Sensoren ausgestattet, die die Umgebung analysieren. Der Führer führt den Roboter an einer kurzen Leine, die über Vibrationen signalisiert, wenn Hindernisse im Weg liegen. Noch ähnelt das System gängigen Staubsaugerrobotern, künftige Versionen könnten kleiner und handlicher sein. Auch ein Einsatz durch die Feuerwehr bei Löschaktionen in Gebäuden ist geplant. Der Roboter könnte dann innerhalb des Gebäudes Personen schneller finden und ins Freie führen, ohne das Leben der Feuerwehrleute zu gefährden.Tatsächlich weisen Roboter gegenüber Blindenführhunden aus Fleisch und Blut einige Vorteile auf. Ihre „Ausbildung“ ist deutlich kürzer und besteht im Wesentlichen aus der Programmierung, während Hunde nach einem Sozialisationsjahr in einer Patenfamilie noch bis zu zwölf Monate ausgebildet werden.

Der Roboter operiert, der Chirurg schaut zu

In der Chirurgie sind Roboter keine Zukunftsmusik mehr, sondern werden schon heute bei den verschiedensten Operationen eingesetzt. Allerdings bisher nur als „Assistent“, die Operation führt immer noch ein Chirurg durch. Prominente Beispiele sind der OP-Roboter Da-Vinci des Herstellers Intuitive Surgical oder auch die Systeme des israelischen Herstellers Mazor Robotics, die bei Operationen an der Wirbelsäule eingesetzt werden. Der IT-Konzern Google hat den Erfolg der robotergestützten Operationen erkannt und plant inzwischen selbst die Entwicklung einer entsprechenden Plattform. Das Unternehmen kooperiert dabei mit dem Medizintechnikunternehmen Ethicon.

Der Ingenieur Babak Parviz, ehemals bei Google für die Entwicklung von Google Glass zuständig, gab nun bekannt, seinem Ex-Arbeitgeber die Idee eines autonomen OP-Roboters verkauft zu haben. „Ich habe das OP-Roboterprogramm bei Google gegründet. Wir verlassen uns auf die Geschicklichkeit von menschlichen Chirurgen, aber nun wissen wir, dass Maschinen deutlich präziser arbeiten als Menschen. Wenn du etwas hochpräzise durchführen willst, ist eine Maschine die bessere Wahl“, so Parviz gegenüber dem Online-Magazin „Backchannel“.

Ein Roboter könnte deutlich schneller Entscheidungen treffen, vor allem auch in kritischen Situationen. Die schnellere Reaktionszeit könnte Blutverlust bei Operationen minimieren und diese selbst deutlich verkürzen. Parviz, der inzwischen zu Amazon gewechselt hat, ist davon überzeugt, dass autonome OP-Roboter eines Tages sogar noch erfolgreicher als das autonome Fahrzeug von Google werden könnten.

Roboter bieten im Vergleich zum Menschen (und Hund) sicherlich Vorteile. Bei aller Euphorie dürfen aber auch die Nachteile nicht vergessen werden. Technik ist störanfällig und kann Angriffsziel von Hackern werden. Wohl jedem dürfte es bei dem Gedanken, unter dem Messer eines fremdgesteuerten Roboters zu liegen, kalt über den Rücken laufen. Zweifelsohne wird der technische Fortschritt nicht stillstehen. Hoffentlich gibt er uns die Möglichkeit, Schritt zu halten.