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So wirklich überraschend war die Nachricht nicht, dass die niederländische Mediq-Gruppe das niederländische Apotheken- und Großhandelsgeschäft an ein Gemeinschaftsunternehmen der Pharmahändler Phoenix und Celesio verkauft hat. Denn Anfang 2012 hatte das Unternehmen mit Hauptsitz in Utrecht bereits seinen europaweiten Strategiewechsel eingeleitet. Dieses Umdenken erweiterte das Spektrum um den Hilfsmittelversand und das Beliefern von Ärzten und Kliniken. Seitdem befindet sich der Mutterkonzern von Assist auf dem Weg vom Apothekengroßhändler zum Hilfsmittelversand und Arzt- und Klinikbelieferer. Vorangetrieben wurde der eingeschlagene Weg durch diverse Zukäufe in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland (Assist).

Aus diesem Grund scheint der nun bekanntgewordene Verkauf des Geschäftsbereiches mit einem Umsatz von über einer Mrd. Euro nur der nächste logische Schritt zu sein. Schließlich stagnierte das Apothekengeschäft in den Niederlanden seit langem, während die Bereiche Homecare, Hilfsmittelversand und Praxis- und Klinikbelieferung für stetiges Wachstum beim 1899 gegründeten Traditionsunternehmen sorgten. Die Fokussierung auf den Homecare-Markt wird bei den Niederländern, die in Deutschland durch die Unternehmen Assist und Mediq Direkt Diabetes (145.000 Patienten, 69 stationäre Diabetesläden) vertreten sind, durch die jüngste Entscheidung letztlich weiter geschärft.

Auch der Blick auf die vergangenen Unternehmensentscheidungen stützt diese Einschätzung. Im Herbst 2012 vom Bostoner Finanzinvestor Advent International übernommen und mit einer ordentlichen Finanzspritze ausgestattet, setzte Mediq seinen Expansionskurs im Homecare-Markt zunächst in den USA fort. Die erste Transaktion unter der Führung des neuen Gesellschafters folgte im Oktober 2012: Durch die Übernahme von A-Med Health Care hatte Mediq eine führende Position im kalifornischen Homecare-Markt übernommen, da die Niederländer bereits 2008 in den USA mit dem Kauf der heutigen Tochter Byram Healthcare aktiv geworden waren. A-Med liefert vor allem urologische Produkte für Patienten in Kalifornien. Im April 2013 wurde dann in der Heimat das Homecare-Geschäft gestärkt, als Mediq hat über sein Tochterunternehmen Mediq CombiCare das Unternehmen Hodes Medische Speciaalzaken erworben hatte. Hodes mit Zentrale ist in Arnheim ansässig und ein regionaler Homecare-Versorger für die Sparten Stoma, Inkontinenz und Wundversorgung.

Auch für den deutschen Markt wurde zuletzt im Oktober dieses Jahres bekräftigt, dass man die Expansion auf dem Homecare-Markt vorantreiben wolle. So ließ man verlauten, dass man zusammen mit den beiden Konzern-Töchtern Mediq Direkt Diabetes und Assist eine aktive Rolle in der Konsolidierung des fragmentierten Marktes für ambulante Versorgung spielen wolle. So halte man Ausschau nach partnerschaftlichen Kooperationen und passenden Akquisitionen, um das Leistungsangebot erweitern zu können. Hilfreich hierbei dürfte Dr. Bernd Uhlmann sein, der seine Kompetenzen im M&A- und Geschäftsentwicklungsbereich zu Realisierung weiterer Wachstumspotentiale an der Spitze des deutschen Managementteams einbringen soll. Man darf also gespannt sein, welche Entwicklungen auf dem deutschen Home-Markt durch Mediq demnächst angestoßen werden.