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Noch nicht lange beherrscht eHealth die Schlagzeilen, nun könnte ihr mHealth bald schon den Rang ablaufen. Gibt man mHealth bei Google ein, liefert die Suchmaschine schon mehr als 3,8 Mio. Ergebnisse. mHealth umfasst dabei nicht nur Lifestyle-Apps, sondern all jene Anwendungen, Maßnahmen und Verfahren, die mittels Smartphone, Tablet oder PDA unterstützt werden und dabei auch körpernahe Sensoren enthalten können.

Dabei entwickelte sich mHealth innerhalb der vergangenen Jahre aus dem Bereich eHealth, bei dem allgemein elektronische Geräte in der medizinischen Versorgung mit eingezogen werden. Derartige Anwendungen könnten in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen, wie ein aktueller Report zeigt. Die Hoffnungen sind groß: mHealth soll nicht weniger, als die negativen Folgen des demografischen Wandels abmildern.

Hauptmotivation der Entwickler: Gutes tun

Der Markt für mHealth ist dynamisch und von Aufbruchsstimmung geprägt, zu diesem Ergebnis kommt das auf mHealth spezialisierte Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Research2Guidance im kürzlich veröffentlichten Report „mHealth App Developer Economics 2015“. Demnach seien auf dem Markt derzeit rund 45.000 Anbieter von mHealth-Anwendungen vertreten, Tendenz steigend. Auch die Nachfrage tendiere nach oben: 2015 seien rund drei Mrd. Apps aus den großen Stores heruntergeladen worden.

Noch sei es als Anbieter allerdings schwierig, in diesem Marktsegment Geld zu verdienen. Lediglich drei Prozent der Anbieter erwirtschafteten 2014 mit Gesundheit-Apps einen Umsatz von mehr als einer Mio. Dollar. Doch laut Report seien Umsatz und Gewinn ohnehin nicht die primären Ziele der Entwickler. 53 Prozent der Befragten gaben an, ihr Leitmotiv sei es, Menschen zu helfen. Diese altruistische Denkweise sei ein einzigartiges Merkmal des Markts, so das Fazit.

Nach einer Untersuchung des Blogs „Healthbytes“ fokussieren sich die mHealth-Angebote im Raum Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH-Region) allein oder zumindest hauptsächlich auf Patienten, nicht auf Ärzte oder andere Akteure des Gesundheitssystems. Dies sei angesichts von Gesundheitssystemen, in dem Patienten üblicherweise nicht selbst zahlen, beachtlich. An die Leistungserbringer richte sich lediglich eine kleine Anzahl der Angebote, auch reine Telemedizin-Angebote seien aufgrund der hohen Auflagen und Regulierungen eine Ausnahme.

Laut einer Studie von Pricewaterhouse Coopers (PwC) schätzen 59 Prozent der befragten Ärzte, dass sich mHealth durchsetzen werde und diese Entwicklung unausweichlich sei. Auch andere Akteure des Gesundheitswesens, wie Krankenkassen und die Pharmaindustrie, sähen in mobilen Gesundheitsdienstleistungen enormes Potenzial und weit mehr als technische Spielerei.

mHealth gegen die Folgen des demografischen Wandels?

Durch den demografischen Wandel werden im Jahr 2025 mehr als 30 Prozent der Europäer alter als 65 Jahre sein. Damit wird auch die Zahl chronisch Kranker steigen. Stellt sich der Gesundheitsmarkt darauf nicht ein, droht ein finanzieller und struktureller Kollaps. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an mHealth. Die Anwendungen sollen Versorgungsengpässe im Gesundheitswesen abmildern und den Markt flexibler, schneller, leichter zugänglich und preiswerter machen.

Bei derartigen Trends, besonders im digitalen Bereich, stellt sich allerdings schnell die Frage, ob es sich nur um eine vorübergehende Erscheinung handelt. In diesem Fall kann man dies aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen. Das zeigt sich an jedem Bahnhof, in jedem Bus, etc.: Menschen starren auf ihr Smartphone. Egal wie man das finden mag, es zeigt eines ganz deutlich: Smartphones und Tablets sind innerhalb kürzester Zeit im Alltag nahezu aller Menschen angekommen. Warum sollte das nicht auch für andere Bereiche gelten?

mHealth wird das Gesundheitswesen verändern. Privatpersonen und Patienten haben sich schon darauf eingestellt. Jetzt müssen Politik, Leistungserbringer, Unternehmen und Ärzte nachziehen.

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