Am 11. Juni gaben Nordic Capital, Equistone Partners Europe und Sunrise Medical in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekannt, dass Nordic Capital den Rollstuhlhersteller Sunrise Medical von Equistone Partners erworben hat. Sunrise entwickelt und produziert manuelle Rollstühle, Elektromobile und Systeme für Sitzen und Positionieren. Thomas Roßnagel, CEO bei Sunrise Medical, gibt an, dass Sunrise Medical auch nach der Transaktion sowohl organisch als auch durch Zukäufe über die kommenden Jahre wachsen will. Der Investor Equistone war ein guter Partner für Sunrise. Im November 2012 hatte er sich mehrheitlich an dem Rollstuhlhersteller beteiligt. In dieser Zeit erwarb Sunrise Medical vier Unternehmen, zuletzt wurde das Angebot für Fahrkontroll- und Steuerungselemente sowie Sport- und Basketballrollstühle durch die Akquisitionen von Switch-It und RGK Wheelchair erweitert. Nordic Capital ist unter anderem auf die Healthcare-Branche fokussiert und hält in diesem Bereich bereits den Homecarer GHD und den Hersteller von Ostomie- und Wundversorgungsprodukten Convatec. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der zuständigen Kartellbehörden.
Marktprognose: Sinkende Erstattungsbeträge, aber mehr Versorgungen
Eine Marktanalyse von Summary Seven Healthcare Consulting kommt zu dem Ergebnis, dass der Markt für Rollstühle pro Jahr um durchschnittlich zwei Prozent wächst. Gründe liegen sowohl im demografischen Wandel als auch in der Zunahme von Erkrankungen wie Diabetes und Adipositas. Gleichzeitig sinkt die durchschnittliche Erstattungshöhe für Rollstühle um rund 1,5 Prozent pro Jahr. In Deutschland ging sie sogar um zwei Prozent zurück. In Zukunft ist mit einem beschleunigten Marktwachstum zu rechnen. Summary Seven schätzt dieses bis 2019 auf rund 2,5 Prozent pro Jahr ein. Ein Markttrend, der sich hier positiv auswirkt, ist das zunehmende Qualitätsbewusstsein der Patienten. Bei diesen ist eine steigende Bereitschaft festzustellen, für gehobene Produkt- und Servicequalität privat zuzuzahlen.
Wie in anderen Hilfsmittelbereichen zeichnet sich für Rollstühle aktuell ein Trend zu Ausschreibungen ab. Große Resonanz erfuhr die Absicht der DAK, die als erste große Krankenkasse eine Ausschreibung für Rollstühle startete. Schnell formierte sich Kritik und Widerstand von Seiten der Sanitätshäuser, die eine Verschlechterung der Situation von Pflegebedürftigen und Personen mit Behinderungen befürchteten. Für diese sei eine schnelle und qualitativ ausreichende Versorgung wichtig, dies sei durch Ausschreibungen nicht gewährleistet, wenn die Entscheidungskriterien lediglich auf dem günstigsten Preis fußen. Eine Petition, die an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) übergeben werden soll, fand fast 60.000 Unterstützer. Das Quorum von 50.000 wurde damit deutlich überschritten was zeigt, dass ein öffentliches Interesse an der Versorgung mit Hilfsmitteln besteht.
Der Vorwurf der Sanitätshäuser, dass Ausschreibungen die Versorgungsqualität negativ beeinflussen, wurde durch Studien bereits bestätigt. Nichtsdestotrotz stehen die Kassen unter massivem Preisdruck. Wie gerade im Hilfsmittelmarkt ein Gleichgewicht zwischen Versorgungsqualität und Bezahlbarkeit geschaffen werden könnte, wird noch in diesem Sommer vom Gesundheitsausschuss des Bundestages diskutiert. Es bleibt abzuwarten, ob wesentliche Änderungen der derzeitigen Situation zu erwarten sind und wie diese ausfallen könnten.