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Schon länger waren Gerüchte im Markt zu vernehmen, dass sich der Mehrheitseigner der GHD Gesundheits GmbH, IK Investment, von seiner Beteiligung trennen möchte. Wie Mitte dieser Woche verkündet wurde, ist der Verkauf des größten deutschen Homecareanbieters mit rund 1.700 Mitarbeitern, darunter rund 1.100 Schwestern, nun geglückt. Der neue Hauptanteilseigner ist der schwedische Finanzinvestor Nordic Capital. Zuletzt war dieser an Übernahmen von Firmen wie Convatec, Atos Medical und Permobil beteiligt. Der Kaufpreis soll rund 500 Mio. Euro betragen haben. IK Investment hatte vor rund 4 Jahren noch knapp 320 Mio. Euro gezahlt. Andreas Rudolph soll weiterhin als Geschäftsführers und Anteileigners aktiv bleiben.

Dies ist somit schon der dritte Investor für GHD nach Barclays PE (heute Equistone) im Jahr 2007 und IK Investment in 2011. Seit der Übernahme durch IK Investment konnte der Umsatz auf 485 Mio. Euro fast verdoppelt werden (2010: 284 Mio. Euro). Während der Haltedauer von Barclays (36 Monate) konnte der Umsatz fast versechsfacht werden. Für IK Investment hat sich der Kauf gelohnt. Der Kapitaleinsatz hat sich innerhalb der 4 Jahre fast verdoppelt. Zudem lag die Rendite bei jährlich rund 20 Prozent. Rund 75 Prozent des Umsatzes erzielt GHD mit Dienstleistungen rund um den Homecaresektor.

Mit IK Investment hat GHD innerhalb der letzten 3,5 Jahre besonders im Bereich der patientenindividuellen Infusionslösungen investiert. So wurde bereits kurz nach der Übernahme die bayrische Adhibis Gmbh übernommen. Im Mai 2012 folgte Oncotrade aus Haan und zuletzt RS Pharma aus Berlin. Insgesamt besitzt GHD ein Netzwerk von 13 Produktionsstandorten, die unter der Dachmarke Profusio patientenindividuelle Zytostatikalösungen und parenterale Ernährungsprodukte herstellen. Zudem konnte das Netz von Kooperationsapotheken auf 100 ausgebaut werden. Im gleichen Zeitraum konnten auch exklusive Vertriebsvereinbarungen zu den enteralen Ernährungsprodukten von Abbott und Nestlé geschlossen werden.

Durch die Übernahme von Nordic Capital könnte eine Übernahme des Zyto-Branchenprimus Zytoservice aus Hamburg möglich werden. Dieser Zukauf würde GHD einen Schritt näher zu einem bundesweit flächendeckenden Konstrukt aus Herstellbetrieben bringen und zu einer deutlichen Marktführerschaft verhelfen. Der Verkauf von Anteilen an Zytoservice war schon im Jahr 2012 von dem Finanzinvestor capiton ins Auge gefasst worden. Dieser wurde jedoch gestoppt, als herauskam, dass die Branche mit Beraterverträgen und Kick-back-Vereinbarungen arbeitet. Es ist zu vermuten, dass Zytoservice wartet bis diese Angelegenheit in Vergessenheit geraten ist und dann einen neuen Anlauf für einen Verkauf wagt.

Interessant an der Übernahme ist jedoch, ob Nordic Capital versuchen wird Convatec und GHD verschmelzen zu lassen um somit Synergieeffekte zu generieren. Convatec deckt als Hersteller von Stoma-, Wundversorgungs- und Inkontinenzprodukten bereits wichtige Teilbereiche der Homecareversorgung ab. Vorstellbar wäre, dass GHD der Haus-Homecaredienst von Convatec wird, ähnlich wie dies bereits bei Coloplast und HSC in der Vergangenheit geschah. Dies würde Convatec helfen als aktuell schwächerer Marktteilnehmer deutlich an Marktanteilen zu gewinnen. Zugleich ist Convatec international gut aufgestellt und könnte GHD den Sprung in andere Länder Europas ermöglichen. Fraglich ist auch zugleich ob im Zuge einer möglichen Restrukturierung  die deutschen Produktionsstandorte von For Life erhalten bleiben.