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Beamte, Selbständige und Arbeitnehmer, deren Bruttoeinkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt, können in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln. Viele versprechen sich davon, nicht ohne Grund, eine bevorzugte oder gar bessere medizinische Behandlung. Doch auch Arbeitgeber profitieren davon, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Sie zahlen für Arbeitnehmer mit hohem Bruttogehalt weniger Lohnnebenkosten. Doch nicht jeder teilt ihre positive Einstellung gegenüber dem Wettbewerb zwischen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der PKV.

vbw: Einsparungen entsprechen mehr als 40.000 Arbeitsplätzen

Eine Untersuchung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) kommt zu dem Ergebnis, dass privatversicherte Angestellte für den Arbeitgeber deutlich günstiger sind als gesetzlich versicherte Angestellte. Die Ersparnis läge pro Jahr bei durchschnittlich 1.267 Euro, von denen 853 Euro auf die Krankenversicherung und 414 Euro auf die Pflegeversicherung entfielen. Deutschlandweit summierte sich die Ersparnis auf 1.33 Mrd. Euro pro Jahr. In Arbeitsplätze umgerechnet entspräche das rein rechnerisch nach Angaben der vbw rund 40.100 Arbeitsplätzen. Die eingesparten finanziellen Mittel könnten die Unternehmen in Forschung und Entwicklung investieren, so die Vereinigung.

Sie sprach sich zuletzt auch gegen eine paritätische Finanzierung der GKV-Beiträge aus. Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt erklärte: „Die Arbeitgeber übernehmen bereits jetzt einen deutlich höheren Kostenanteil an der Krankheitskostenfinanzierung als die Arbeitnehmer. Das gilt trotz Festschreibung des Arbeitgeberanteils und der Erhöhung der Zusatzbeiträge einiger Kassen zum 01.01.2016.“ Dafür sei vor allem die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall verantwortlich. Diese schlage pro Jahr mit rund 33,5 Mrd. Euro zu Buche. Brossardt weiter: „Bei Mini-Jobbern finanzieren die Arbeitgeber die Krankenversicherungsbeiträge allein, bei Midi-Jobbern tragen sie höhere Beiträge als die Beschäftigten.“ Eine einseitige Erhöhung des Arbeitgeberanteils würde dazu führen, dass die Verteilung der Krankheitskostenfinanzierung weiter aus dem Gleichgewicht gerate, so der Hauptgeschäftsführer. Die Folgen wären steigende Arbeitskosten, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit abnehmen würde.

Wettbewerb zwischen GKV und PKV – Wer profitiert?

Durch den Wettbewerb zwischen GKV und PKV würden die Lohnzusatzkosten stabilisiert – so sieht es die vbw. Dies sei angesichts des demografischen Wandels wichtig und führe weiterhin zu besseren Lösungen im Gesundheitswesen. Diese Ansicht teilen Parteien, Verbände und sogar einige Länder nicht, die sich für eine Rückkehr zur paritätischen Finanzierung aussprechen.

Besonders Branchen, in denen relativ häufig hochqualifizierte Fachkräfte beschäftigst sind, profitierten von der Konkurrenz zwischen PKV und GKV. Dazu zählten die Forschung, die Branche der Energieversorgung, der Finanzdienstleistungen, der Informatik und Kommunikation sowie alle wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen.

Die vbw vertritt 124 bayerische Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbände sowie 39 Einzelunternehmen. Sie sieht sich selbst als zentrale Interessenvertretung der bayerischen Wirtschaft mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aufrecht zu erhalten und zu steigern. Dabei soll die gesellschaftliche Verantwortung der Wirtschaft auf allen Ebenen gestärkt, der Freiraum wirtschaftlichen Handelns erhalten und der soziale Friede gesichert werden.