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Die Diskussion um eine Bürgerversicherung erhält neues Futter: Nach einer Studie der Bundestagsabgeordneten Nicole Maisch, verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, gibt es in Deutschland erhebliche Unterschiede bei den Wartezeiten auf einen Arzttermin in Abhängigkeit des Versichertenstatus.

So warteten in Hessen gesetzlich Versicherte im Durchschnitt 20 Tage länger auf einen Facharzttermin als privat Versicherte. Wie die Ärzte Zeitung berichtet, ist dies das Ergebnis einer telefonischen Umfrage, bei der insgesamt 470 Facharztpraxen (in zeitlich kurzen Abständen) mit einem Terminwunsch eines GKV-Versicherten und eines PKV-Versicherten angerufen wurden.

Neben dem Versichertenstatus offenbart die Studie zudem deutliche regionale Unterschiede: Während in Städten wie Frankfurt und Wiesbaden GKV-Patienten im Rahmen der Untersuchung 12 beziehungsweise 11 Tage länger warten müssten, waren es in Hanau 36 Tage und in Darmstadt 33 Tage. Selbst in ländlichen Regionen wie Marburg, Wetzlar oder Limburg musste 14 Tage länger gewartet werden, in Fulda 21 Tage.

Zwar habe die Studie auch ergeben, dass bei 25 Prozent der angerufenen Praxen kaum Unterschiede bei den angebotenen Wartezeiten zu erkennen waren. Dennoch zeichnete sich besonders bei Fachärzten eine Ungleichbehandlung ab: Besonders lange Wartezeiten gäbe es für GKV-Versicherte bei Augenärzten (53 Tage), Neurologen (49 Tage) und Dermatologen (43 Tage). Im Vergleich hierzu warteten PKV-Versicherte 20 bis 25 Tage. Die KV Hessen begründete dies auf Anfrage der Ärzte Zeitung mit der „besonders prekären finanziellen Situation“.

Kritik an der Studie kommt von der Landesärztekammer in Person von Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, der anmerkt, dass die Studie eher die „terminliche Auslastung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte“ widerspiegelt.

Anfang des Jahres hatte das Wissenschaftliche Institut der PKV in einer Studie vor dem Hintergrund der Diskussion um einen einheitlichen Versicherungsmarkt darauf hingewiesen, dass lange Wartezeiten eher ein Markenzeichen von Einheitssystemen seien und führte an, dass Deutschland in Sachen Wartezeit einen positiven Spitzenplatz belege. Probleme gäbe es in anderen ausländischen Systemen, wie dem überregionalen staatlichen Gesundheitssystem NHS in Großbritannien, wo allein im Herbst 2012 rund 5,5 Millionen Briten auf einer Warteliste stünden.

Ferner verwies die PKV-Studie auf  Umfragen, die zeigten, dass auf einen Arzttermin in Deutschland – unabhängig vom Versichertenstatus – relativ kurz gewartet werden müsse. Eine Umfrage im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom September 2011 ergab etwa, dass die Mehrheit der Patienten in GKV und PKV gar nicht bzw. maximal eine Woche auf einen Termin warten mussten. Eine aktuelle Studie der Universität Hamburg zeige ferner, dass es zwar unterschiedliche Wartezeiten je nach Versichertenstatus gibt. Allerdings seien 16 Tage Wartezeit in der fachärztlichen Versorgung für einen gesetzlich krankenversicherten Patienten im europäischen Vergleich relativ gering.

Der politische Rückhalt für die private Krankenversicherung schwindet: Die Grünen präferieren wie auch die SPD und die Linke eine Bürgerversicherung und sehen für die private Krankenversicherung keine Zukunft mehr.