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Expertenschätzungen zufolge wird die Zahl der internetaffinen Ärzte in Europa bis 2014 weiter zunehmen und bald die 50 Prozent-Marke überschreiten. Mit der wachsenden Anzahl dürfte auch das Interesse an sozialen Berufsnetzwerken steigen.

Einem Bericht der Ärzte Zeitung zufolge verfügt etwa die 2007 entwickelte Kommunikationsplattform „Esanum“ inzwischen über 50.000 Nutzer – alle von ihnen sind Ärzte. Die Idee des kostenlosen Angebots steht unter dem Leitsatzt „communio adiuvat“ (die Gemeinschaft hilft):  Online diskutieren zugelassene Ärzte Fälle aus der Praxis und tauschen Erkenntnisse untereinander aus. Diskussionen umfassen dabei sowohl Fälle und Beobachtungen aus der Praxis, als auch Neuigkeiten und Entwicklungen aus dem medizinischen Alltag. Neben dem fachlichen Erfahrungsaustausch in verschiedenen Foren, setzt die gleichnamige Berliner Betreibergesellschaft auf Kooperationen aus der Pharmaindustrie – Pharmaunternehmen können mit Hilfe der Plattform CME-Fortbildungen vermitteln. Langfristig wollen die Betreiber der Ärzteplattform, dessen Konzept von Dr. Bodo Müller, Chefarzt für Gynäkologie im Vivantes-Klinikum Berlin Hellersdorf entwickelt wurde, Einnahmen über die Zurverfügungstellung von Content an medizinische Fachverlage erzielen.

Vor dem Hintergrund „surfender Mediziner“ stellt sich die Frage, wie andere Bereiche des Gesundheitsmarktes mit Social Media umgehen? Auch wenn der Bedeutungszuwachs dieses Wirtschaftszweiges in den nächsten Jahren bereits in vielen Studien beschrieben wurde, ist die Verbreitung von Social Media in der Gesundheitsbranche im Augenblick noch gering, wenn auch steigend.

Ein Beispiel für die zunehmende Nutzung von Social Media-Maßnahmen sind Krankenhäuser: Insgesamt existieren derzeit über 200 Facebook-Pages von Kliniken, welche für bspw. für Personalwerbung oder für das Beschwerde-Management genutzt werden. Zuletzt kündigten die Sana-Kliniken ihren Start mit Facebook, Twitter & Co. an. Der Klinikbetreiber will unter dem Leitmotiv einer ‚Sprechenden Medizin‘ dafür sorgen, dass Fragen und Themenvorschläge der Web-Besucher innerhalb von 48 Stunden beantwortet werden. Im europäischen Vergleich sind jedoch vor allem niederländische und britische Kliniken sind bei der Präsenz und der Nutzug der neuen Medien Vorreiter, während deutsche Kliniken noch zurückhaltend sind.

Das Internet wird als Informationsquelle auch  für Patienten immer wichtiger. So informieren sich bereits über 60 Prozent aller deutschen Internetnutzer über Gesundheitsfragen online: Vor allem chronisch kranke Patienten informieren sich online, nutzen Foren, Blogs und soziale Netzwerke zunehmend zur Kommunikation. So informieren sich über die Hälfte der deutschen Online-Bevölkerung vor einem Arztbesuch durch eine Online Recherche. Bei dieser Entwicklung nehmen Foren eine deutlich wichtigere Rolle als soziale Netzwerke wie Facebook oder Microblogging-Dienste wie Twitter ein.

Während das Internet mehr und mehr als Gesundheitsberater und Begleitinstrument bei Therapien von Patienten genutzt wird, spielen soziale Netzwerke bei den gesetzlichen Krankenkassen eine eher untergeordnete Rolle. Mehr als die Hälfte der gesetzlichen Krankenkassen nutzen keine sozialen Netzwerke, und nur einige wenige Kassen sind soweit fortgeschritten, dass Social Media ein fester Bestandteil ihrer Unternehmenskommunikation ist.

Ein weiteres Beispiel für Online-Angebote aus dem Gesundheitswesen sind soziale Netzwerke für Senioren nach dem Vorbild von Facebook wie etwa „seniorbook“, „seniorenblume“ oder „seniorentreff“, die sich allesamt an die Generation Silver-Surfer richten und voll auf den demographischen Wandel setzen.

Auch für Medizinproduktehersteller wird die Gestaltung ihrer Kundenbeziehungen über soziale Netzwerke zusehends interessanter. Dabei berücksichtigen die Social-Media-Angebote sowohl B2C- als auch B2B-Tätigkeiten. Ein Beispiel hierfür ist die vom Duderstädter Prothesenhersteller Otto Bock betreute Internetseite „prothesenschaft.de“, welche sich dem Thema der richtigen Kombination von Liner und Verschluss-System widmet. Besucher der Website erhalten hier sowohl Informationen von Anwendern als auch weiterführende Fachinformationen über prothetische Versorgungen

Ein Vorteil bei der Nutzung von Social Media – also digitale Medien, die Interaktion ermöglichen – liegt in einem erhöhten Tempo in der Verbreitung von Nachrichten. Zudem können Inhalte mit Text, Bild, Audio oder Video angereichert werden und auf diese Weise für die jeweilige Zielgruppe interessanter gemacht werden. Allerdings besteht ein Nachteil dieser Medienarbeit in in der Unaufhaltbarkeit von ungewünschter Informationsverbreitung. Außerdem sind nicht alle Rezipienten mit diesem digitalen Kommunkationskanal vertraut.