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Passend zum Start der diesjährigen Rehacare in Düsseldorf hat sich der deutsche Industrieverband für medizinische Technologien Spectaris in einer ausführlichen Pressemitteilung zum Thema der Rollstuhlversorgung in Deutschland und weltweit geäußert. Dabei ist ein Trend eindeutig erkennbar: Adaptivrollstühle mit individuellen Anpassungen werden immer häufiger verkauft, während der Absatz von schwereren Standard-Rollstühlen (oftmals für die Grundversorgung genutzt) seit Jahren stagniert. So wuchs der Absatz im Bereich der Adaptivrollstühle teilweise zweistellig pro Jahr. Grund für diesen Anstieg sieht der Verband in dem gestiegenen Bewusstsein der Patienten für die verschiedenen und in den letzten Jahren individuelleren Anpassungsmöglichkeiten.

Der Industrieverband schätzt die Zahl der in Deutschland abgegebenen Rollstühle und Scooter auf rund 230.000 Stück pro Jahr. Davon entfallen 92.000 Stück (40%) auf Standard-Leichtgewicht-Rollstühle und lediglich 18.400 auf Adaptivrollstühle (8%).

Neben den harten Marktfakten äußert sich der Verband jedoch auch kritisch gegenüber dem stetig steigenden Kostendruck vonseiten der Kassen. Angesichts der sinkenden Erstattungshöhen und den kontinuierlich steigenden Material- und Lohnkosten würden etliche Hersteller um ihre Zukunft bangen. Dies führe auch dazu, dass Innovationen immer schwieriger am Markt zu platzieren seien und somit den Patienten nicht zur Verfügung stehen. Durch die zunehmende Ausschreibungspolitik der Kassen würden diese ein eindeutiges Signal setzen, dass es ihnen nur um den besten Preis und nicht um die Schaffung einer hochwertigen und innovativen Versorgung mit Rollstühlen geht. Ein erstes prominentes Beispiel für die angespannte Situation der Branche ist der ostwestfälische Traditionshersteller Meyra (früher Europamarktführer), welcher im Frühjahr 2013 Insolvenz anmelden musste.

Daher setzen alle Hersteller auch auf den Export ihrer Produkte. Dabei gehen 80 bis 90 Prozents des Exports in Länder der Europäischen Union und das restliche Europa. Aufgrund der Krise, in der einige der Länder stecken, konnte im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung des Exportumsatzes um 10 Prozent auf 28,5 Mio. Euro bei Fahrzeugen ohne Vorrichtung zur mechanischen Fortbewegung erzielt werden. Jedoch sank der Exportumsatz für Modelle mit Motorunterstützung um 2 Prozent. Wobei Hersteller gerade mit hochpreisigen Motormodellen die höchsten Margen erzielen. Rund 48 Prozent der in Deutschland vertriebenen Rollstühle stammen aus heimischer Produktion. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes produzieren 7 Hersteller in Deutschland Krankenfahrzeuge ohne Motorunterstützung und 9 Hersteller Produkte mit Motorantrieb. Die bekanntesten ausländischen Hersteller für Rollstühle und Krankenfahrzeuge, welche auch in Deutschland ihre Produkte vertreiben sind Permobil, Etac, Sunrise und Handicare.

Summary Seven schätzt das Erstattungsvolumen für Rollstühle und Zubehör auf rund 200 Mio. Euro jährlich. Den Markt für Rollstühle dominiert der Hersteller Invacare mit einem Anteil von rund 20 Prozent in den bedeutendsten Gesundheitsmärkten der Welt.