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Vier von fünf Deutschen sind mit der Gesundheitsversorgung überaus zufrieden und bewerten das deutsche System mit den Noten „gut“ oder „sehr gut“. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag des Finanzdienstleisters MLP. Der Bericht liegt der „Welt am Sonntag“ in Auszügen vor. Mit 82 Prozent ist danach der Zustimmungswert 2012 so hoch wie seit 18 Jahren nicht mehr.

Morgen soll der vollständige Gesundheitsbericht mit einem Schwerpunkt auf die Beurteilung von gesundheitspolitischen Fragestellungen aus Patientensicht dann auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt werden.

In dem aktuellen Stimmungsbarometer stellt sich der Status Quo wie folgt dar: Der Reformdruck im Gesundheitswesen hat dem Bericht zufolge aus Sicht der Bürger deutlich nachgelassen. Seien vor drei Jahren noch zwei Drittel der Befragten (65 Prozent) von der Notwendigkeit umfassender Reformen überzeugt gewesen, seien 2013 die Reformbefürworter mit 47 Prozent nicht mehr in der Mehrheit.

Der Unwille zu weiteren Veränderungen überrascht laut Report nicht: Mehr als ein Dutzend Reformgesetze haben die verschiedenen Regierungskoalitionen dem Gesundheitswesen in den letzten drei Jahrzehnten verordnet. Für die Versicherten habe das in der Regel geheißen: mehr zahlen, weniger bekommen. Zur Zeit sieht die Lage anders aus. Der Gesundheitsfonds und die Krankenkassen verzeichnen Milliardenüberschüsse, die Praxisgebühr wurde abgeschafft, etliche Kassen schütten ihren Versicherten Prämien aus.

„Derzeit besteht die Gefahr, dass die konjunkturbedingt gute Kassenlage von den langfristigen Problemen im Gesundheitswesen ablenkt“, sagte MLP-Vorstandschef Uwe Schroeder-Wildberg der „Welt am Sonntag“. „Die kurzfristig gute Situation sollte aber spätestens in der neuen Legislaturperiode genutzt werden, um Antworten auf die strukturellen Probleme zu geben.“

38 Prozent der Befragten plädieren dem Bericht zufolge für die Bildung von Rücklagen, um auf Kostensteigerungen vorbereitet zu. Ähnlich hoch ist mit 37 Prozent der Anteil jener, die für eine Rückerstattung der Beiträge sind. Für weitere Zusatzleistungen auf Kosten der Kassen sind dagegen nur 23 Prozent – auch dies spiegele die Zufriedenheit mit dem gegenwärtigen System, hieß es.
Allerdings kann sich derzeitige Reformgelassenheit der Bürger auch wieder schnell ändern. Vor einem Jahr hieß es im Gesundheitsbericht von MLP noch: “ Die Deutschen zweifeln laut einer Umfrage an der Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems. Die Regierung verschleppt in den Augen der Bürger wichtige Reformen.