Die Ergebnisse der zweiten Auflage der Heidelberger Hundertjährigen-Studie gingen in den letzten Tage mehrfach durch die Presse. Das primäre Anliegen der Autoren der Studie war es, ein umfassendes Bild der Hundertjährigen und ihrer Lebenssituation zu zeichnen. Was die Gerontologen herausfanden, lässt sich zusammenfassend wie folgt beschreiben: Die Hundertjährigen werden immer mehr, leben vermehrt alleine zu Hause und blicken optimistischer in die Zukunft.
Mit Blick auf die veröffentlichten lässt sich folgendes festhalten: Erreichten im Jahr 2000 (erste Studienauflage) nur etwa 6.000 Menschen in Deutschland dieses oder ein höheres Alter, waren es 2010 schon 13.000. Auch wenn der gesteigerte Optimismus der Hochbetagten sicherlich ein überraschendes Studienergebnis darstellte, wurde deutlich, dass kein einziger der insgesamt 112 untersuchten alten Menschen gesund war; im Schnitt zählte jeder vier verschiedene Krankheiten auf. 80 Prozent waren Pflegefälle. 40 Prozent lebten in Heimen oder ähnlichen Institutionen.
Insbesondere die Angabe zur Pflegesituation belegt den Trend der zunehmenden Ambulantisierung und zeigt zugleich die Notwendigkeit zum Umdenken in der Pflege auf. Noch werden 60 Prozent der Hundertjährigen in Privathaushalten versorgt. Zieht man die Versorgungssituation aller Pflegebedürftigen in Deutschland, die zu Hause versorgt werden, als Vergleich hinzu, sind dies nur 10 Prozentpunkte (70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt) weniger. Ferner offenbarte die Studie, dass die Anzahl der Hundertjährigen, die alleine leben, sich im Vergleich zur ersten Untersuchung verdoppelt hat. Dementsprechend scheint auch bei den Hochbetagten der Wunsch nach einem möglichst langen Leben in der eigenen Häuslichkeit stark ausgeprägt zu sein.
Allerdings ist der Anteil der von Angehörigen zu Hause versorgten Pflegebedürftigen in den letzten Jahren konstant gesunken. Dieser Anteil sank von rund 51 Prozent im Jahr 1999 auf knapp 47 Prozent in 2011. In Zukunft wird sich dies fortsetzen und die Frage aufwerfen, wie dann die vermehrt durch ambulante Pflegedienste geleistete Arbeit finanziert werden kann. Schließlich lässt sich aus der Studie folgern, dass die immer höhere Lebenserwartung und das gesündere Altern nicht zur einem Anstieg der „pflegefreien“ Zeit führt, sondern auch die Lebenszeit mit Pflegebedürftigkeit verlängert – und die Pflege wird künftig immer seltener von Angehörigen übernommen.