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Der Verband der Ersatzkassen (vdek) möchte den Beitragssatz wieder kassenindividuell festlegen können. Der Mechanismus von Gesundheitsfonds und einheitlichem Beitragssatz habe im Wettbewerb zu falschen Anreizen geführt, lautete die Kritik der mittlerweile größten Kassenart in der GKV. Oberstes Ziel der Krankenkassen sei es momentan, Zusatzbeiträge um jeden Preis zu verhindern. Nach Ansicht des Verbandsvorsitzenden Christian Zahn (Überschuss vdek 2012: 5,9 Mrd. Euro) würde der Wettbewerb um eine bessere Versorgung durch dieses Konstrukt jedenfalls nicht angestoßen.

Die jüngere Vergangenheit hat jedenfalls gezeigt, dass diejenigen Kassen, die vergleichsweise lange einen Zusatzbeitrag erhoben haben – wie bspw. die DAK-Gesundheit bis März 2012 – einen erheblichen Versichertenschwund zu beklagen hatten. Auch bei der Verwendung der historisch hohen GKV-Überschüssen tendieren viele Kassen – wohl auch vor dem Hintergrund der Mitgliedergewinnung – zu einer einmaligen Bonus-Auszahlung. Der jüngste Mitgliederzuwachs der Techniker Krankenkasse kann hier als erfolgreiches Beispiel angeführt werden.

Jedoch entfachte sich im Zuge der angekündigten Prämie der TK  in Höhe von 80 Euro erneut eine Diskussion. Wortführer waren die Ortskassen, die einen Systemfehler im Gesundheitsfonds für eine ungerechte Zuweisung verantwortlich machten: Kassen mit höheren Anteilen älterer Menschen – wie es bei den 11 Ortskassen der Fall ist – werden ihrer Sicht nach benachteiligt, weil der Deckungsgrad der Leistungsaufwendungen mit zunehmenden Alter der Versicherten sinke. Aus diesem Grund habe die Mehrzahl der großen Versorgerkassen immer größere Schwierigkeiten, die anfallenden Krankheitskosten zu finanzieren – und die TK die Möglichkeit, mit satten Prämien auf Mitgliederfang zu gehen.

Ungeachtet der Diskussion um einen möglichen Methodenfehler ist allerdings die Frage nach der Versorgungsqualität im Rahmen der Überschussverwendung zu kurz gekommen. Ankündigungen von Kassen, den Überschuss in ein zusätzliches Leistungsangebot zu investieren, sind zumindest von der öffentlichen Wahrnehmung und der erhofften Auswirkung auf die Mitgliedergewinnung betrachtet, eine Randnotiz.

Aus diesem Grund fordert Zahn eine Rückkehr zur Beitragsautonomie. Seine Begründung: Hätten die Kassen mehr finanziellen Gestaltungsspielraum, könnten sie sich wieder stärker mit der Qualität der Versorgung beschäftigen. Zusatzbeiträge würden infolge einer passgenaueren und bedarfsgerechten Beitragserhebung überflüssig. Allerdings schränkt Zahn ein: Eine Rückkehr zur Beitragsautonomie müsse nicht zwangsläufig das Ende des Gesundheitsfonds bedeuten. So könnte es einen bestimmten Beitragssatz geben, den jede Kasse an den Fonds abführen muss. Auf diese Weise könnten die Krankenkassen auch weiterhin entsprechend ihrer Versichertenstruktur Zuweisungen aus dem Fonds erhalten.

Forderungen nach einer Rückkehr zur Beitragsautonomie halten sich seit der Einführung des einheitlichen Beitragssatzes im Jahr 2009 hartnäckig. Spannend dürfte hierbei sein, wie sich diese Lobbyarbeit der Kassen im Wahljahr 2013 auf die Politik auswirken wird.