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In diesem Jahr hat die Bundesregierung in Person von Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich ihre Demografiestrategie „Jedes Alter zählt“ vorgestellt. Die Strategie beinhaltet Vorschläge, wie Deutschland künftig die Chancen und Potenziale des demografischen Wandels nutzen kann. Ein interessanter Aspekt hierbei ist die Erhaltung der Mobilität älterer Menschen. Hierzu liefert das Projekt „Personalisierte Mobilität, Assistenz und Service Systeme in einer alternden Gesellschaft“ (PASSAge) einen innovativen Ansatz.

Im Rahmen des Projektes haben Wissenschaftler der TU München (TUM) zusammen mit Unternehmen ein Assistenzsystem entwickelt, das älteren Menschen hilft, mobil zu bleiben. Das System verbindet Haustechnik, Hilfsmittel wie Rollatoren, speziell ausgerüstete Car-Sharing-Fahrzeuge und öffentliche Verkehrsmittel. Seitens des Bundesforschungsministeriums wurden bereits 2 Millionen Euro an Förderung bewilligt, die die Arbeit der beteiligten Partner – darunter der Rollstuhlhersteller Sunrise Medical – erheblich nach vorne bringen dürfte.

Im Mittelpunkt der Idee steht laut Projektkoordinator Thomas Bock von der TUM eine nahezu nahtlose Mobilitätskette, die ein selbstständiges Leben der Betagten selbst bis ins hohe Alter ermöglicht. Die Vernetzung der einzelnen Fortbewegungsmittel untereinander soll diese Vorstellung möglich machen und dabei auf Assistenzmodule  in der Wohnung zurückgreifen. Im Alltag könnte dies dann so aussehen: Vom Rollator aus könnte man die Auto- und die Haustür öffnen lassen oder einzelne Möbel steuern, wie beispielsweise höhenverstellbare Schränke.

Darüber hinaus soll ein „Healthphone“ Gesundheitsdaten auswerten, Empfehlungen für die passende Mobilitätsform geben und notfalls Kontakt zu Hilfsdiensten herstellen. Dazu wollen die Forscher in verschiedenen Hilfsmitteln wie Rollstühlen und Fahrzeugen Biosensoren installieren, die Gesundheitsdaten wie Blutdruck, Blutzucker oder Atemfrequenz messen und langfristig auswerten. Über das Gesundheitstelefon bekommen die Nutzer dann Tipps, wie und womit sie sich bewegen sollten. So könnte bei leicht erhöhten Blutzuckerwerten die Empfehlung des Systems lauten, ein paar Schritte mehr zu laufen – oder bei sehr hohen Werten, Medikamente einzunehmen.

Noch sind die Informationen über das Forschungsprojekt zwar recht inkonkret. Jedoch erscheint die Idee vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft zukunftsweisend. Spannend dürfte dabei zu verfolgen sein, welche Impulse hierbei für die Hersteller von Hilfsmitteln entstehen. Schließlich erleichtern Innovationen wie z.B. ein selbstlenkender Rollstuhl oder ein Rollator mit Navigationssystem nicht nur das alltägliche Leben der Anwender, sondern bieten auch Unternehmen die Chance, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein.

In den nächsten Monaten sollen unterschiedliche Szenarien im Rahmen einer sechsmonatigen Testphase in München erprobt und ausgearbeitet werden. Interessant wird dann sein, welche Produkte aus der Hilfsmittelbranche für die Integration in ein derartig vernetztes Versorgungsystem in Frage kommen. Hierbei stellt sich besonders die Frage, welche Schnittstellen im Alltagsleben der Senioren Raum für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder Kooperationen mit Herstellern anderer Industrien lassen. Aus der Gesundheitsbranche sind derzeit u.a. die Unternehmen Streifeneder, Haag-Rehatechnik, Heidelberg Medical Marketing oder wie angesprochen Sunrise Medical als Projektpartner beteiligt.