Seite wählen

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) und der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) warnen alle vor Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern und Pflegeheimen, die mit dem Problem zu sorglos umgehen. 25 Prozent aller Pflegeheimbewohner und sogar ein Drittel aller Patienten in Krankenhäusern seien demnach unterversorgt, obwohl Deutschland kein „Vitaminmangelland“ ist. Ursachen für Ernährungsmangelzustände sind oft Armut, soziale Isolation und schlecht sitzende Prothesen, aber auch Krebserkrankungen, die bis hin zu schwerer Mangelernährung (Kachexie), in manchen Fällen aber auch zu Übergewicht, führen, so die Experten für Ernährung. Dabei unterscheidet man zwischen quantitativer und qualitativer Mangelernährung sowie globaler Malnutrition, einer Kombination aus beiden Mangelernährungsformen, bei der weder die ausreichenden Kalorienmengen sowie lebenswichtige Nahrungsbestandteile aufgenommen werden. Letztere Mangelernährungsform wirkt sich besonders fatal für die Betroffenen aus und kann auch zum Tod führen. Um dies alles zu verhindern, empfehlen alle drei Gesellschaften und Verbände ein initiales Ernährungs-Screening und ernährungstherapeutische Maßnahmen mit individuellen enteralen und parenteralen Ernährungstherapien in Form von Trink- und Sondennahrung im frühen Stadium einer Mangelernährung. Ernährungswissenschaftler und Diätassistenten sollen in die ernährungsmedizinischen Strukturen des Versorgungsprozesses mit eingebunden werden, um Schlimmeres zu verhindern. In den Niederlanden ist dies verpflichtend, um den Qualitätskriterien des Versorgungsprozesses Rechnung zu tragen. Der BVMed fordert auch für Deutschland die Einführung  ähnlicher und verbindlicher Strukturen. Eine rechtzeitige Ernährungsintervention bei Risikopatienten kann die Sterblichkeit dieser Menschen signifikant reduzieren und die Lebensqualität verbessern, das betont Dr. Frank Jochum, Präsident der DGEM.

Quelle: Ärztezeitung