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Der Ärztemangel auf dem Land beschäftigt schon seit einiger Zeit die Gesundheitspolitik und wird auch kurzfristig nicht zu beheben sein. Eine Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) durchgeführt wurde, hat nun konkret die Meinung der betroffenen Patienten ins Visier genommen. Nach dem Ergebnis der Umfrage halten die Versicherten die ärztliche Versorgung in vielen ländlichen Regionen für unzureichend. In Zahlen ausgedrückt sind etwa 60 Prozent der Patienten mit dem Angebot an Arztpraxen sehr oder sogar vollkommen zufrieden. Dieser Anteil beläuft sich für Städte und Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern nur auf 40 Prozent.

Unterschiede fallen nicht nur bezogen auf die Einwohnerzahl, sondern auch bezogen auf die Region auf. In Bayern und Niedersachsen sind 53 Prozent der Befragten mit der ambulanten Versorgung zufrieden, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen trifft dies nur auf 33 Prozent zu. Neun von zehn Deutschen sehen Reformbedarf im deutschen Gesundheitssystem; immerhin sind noch drei von vier Deutschen mit dem bisherigen System zufrieden. Dabei zeigen sich die Deutschen innovativ: Viele der Befragten sind bereit, sich auf Alternativen zur klassischen ärztlichen Behandlung einzulassen. So unterstützen drei Viertel der Deutschen das Konzept, Routineaufgaben bei der medizinischen Versorgung anstelle von Landärzten zukünftig auch von Krankenschwestern und Krankenpflegern erledigen zu lassen. Jeder Dritte kann sich sogar vorstellen, mit einem Arzt per Videokonferenz zu kommunizieren. Die überwiegende Zahl der Befragten, nämlich 85 Prozent,  rechnen damit, dass die Krankenkassenbeiträge künftig steigen. 54 Prozent sind der Auffassung, dass angesichts der steigenden Kosten der Leistungsumfang der Kassen eingeschränkt werden muss.

Kommentar: Die Umfrage ist aus gesundheitspolitischer Sicht sehr aussagekräftig, denn sie zeigt, dass die Deutschen große Teilnahme an Diskussionen zeigen, die das geltende deutsche Gesundheitssystem und dessen Finanzlage betreffen. Die Versicherten haben erkannt, dass Reformen notwendig sind und eine zufriedenstellende flächendeckende ärztliche Versorgung nicht selbstverständlich ist. Nach dem Ergebnis der Umfrage hat die Gesundheitspolitik nicht zu befürchten, dass sich die Versicherten gegen innovative und dabei idealerweise kostensparende Maßnahmen auflehnen werden. Nun heißt es aber noch einmal konkret bei der Ärzteschaft nachzufragen, weshalb deren Bereitschaft so gering ist, sich in ländlichen Regionen mit einem Praxissitz niederzulassen. Es wäre schade, wenn alle Betroffenen aus unterschiedlichen Blickrichtungen bereit sind, aufeinander zuzugehen, nur die tatsächlichen Leistungserbringer nicht.

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