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Bei vielen Krankheiten wird medizinischem Cannabis eine Linderung der Beschwerden nachgesagt – dazu zählen unter anderem das Tourette-Syndrom, chronische Schmerzen bis hin zu Krebs und Aids. Auch in Deutschland können schwer kranke Patienten in Einzelfällen Medikamente mit dem Wirkstoff THC erhalten. Das Problem dabei: Die Patienten müssen die Medikamente aus eigener Tasche finanzieren. Das kann teuer werden, denn in deutschen Apotheken kostet das Gramm Cannabis bis zu 18 Euro. Für drei Schmerzpatienten war dieser Preis zu hoch. Sie klagten erfolgreich am Verwaltungsgericht Köln auf eine Erlaubnis, Cannabis zu therapeutischen Zwecken selbst anbauen zu dürfen.

Dabei wäre dies gar nicht nötig, findet Journalist Jens Lubbadeh. In einem Artikel bei „Spiegel Online“ zeigt er auf, dass Cannabis aus der Apotheke deutlich günstiger sein könnte als es aktuell der Fall ist. Neben der Apothekerspanne von 100 Prozent ist medizinisches Cannabis deshalb so teuer, weil es aktuell nur von zwei Unternehmen vom niederländischen Hersteller Bedrocan importiert wird. Wettbewerb und Preisdruck sind somit faktisch nicht vorhanden. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den teuren Import komplett zu umgehen und in Deutschland eine kontrollierte, staatliche Produktion aufzubauen. Möglicherweise wären dann Apotheken-Abgabepreise von acht Euro je Gramm Cannabis möglich, wie sie in den Niederlanden die Regel sind. Diese Preise sind auch durch Selbstanbau kaum zu schlagen, wenn man sämtliche Kosten und Aufwendungen mit einberechnet. Zudem ist die THC- und damit Wirkstoffkonzentration von selbstangebautem Cannabis kaum kontrollierbar. Das BfarM bezeichnete selbstangebautes medizinisches Cannabis daher auch als das qualitativ schlechteste Arzneimittel.

 Kommentar: Trotz uneindeutiger Studienlage zur Wirkung von medizinischem Cannabis wurde bereits 200 bis 300 Patienten in Deutschland bestätigt, von medizinischem Cannabis zu profitieren. In diesem Fall sollten die Patienten auch zu vertretbaren Kosten an medizinisches Cannabis kommen. Bei der geringen Anzahl von Patienten, liegt die Option, Cannabis in Deutschland unter staatlicher Aufsicht selbst herzustellen, aber noch in weiter Ferne. Der gangbarere Ansatz wäre hier, den Wettbewerb zu stärken um damit den Preis zu reduzieren. Voraussetzung wäre natürlich, Importeure zu finden, die bereit sind, für relativ wenig Importvolumen die nötigen Auflagen zu erfüllen.

[ilink url=“http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/medizinisches-cannabis-warum-der-preis-in-der-apotheke-so-hoch-ist-a-991904.html“] Link zur Quelle: (Spiegel Online) [/ilink]