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Nach der Nachrichtenagentur Bloomberg plant der weltgrößte Hersteller von Herzschrittmachern und Defibrillatoren laut informierten Kreisen eine Übernahme des britischen Medizintechnikunternehmen Smith & Nephew (S&N). Neben dem Ausbau des Produktportfolios und der damit einhergehenden Risikodiversifikation sollen auch steuerliche Aspekte eine bedeutsame Rolle spielen.

Die Angebotsabgabe für den mit 15,9 Mrd. Dollar bewerteten britischen Hersteller von modernen Wundversorgungsprodukten, Implantaten sowie chirurgischen Instrumenten sei noch in einer sehr frühen Phase. Mit einer zeitnahen Veröffentlichung eines Kaufinteresses ist nicht zu rechnen. Auch der Konkurrent Stryker sei an einer Übernahme interessiert, so die anonymen Tippgeber.

Durch den amerikanischen Affordable Care Act gerieten die beiden großen Hersteller Stryker und Medtronic stark unter Druck, da Krankenhäuser den auf ihnen lastenden Druck weitergeben müssen. Durch einen Zusammenschluss mit S&N könnten sich Synergieeffekte erzielen lassen, zudem wünschen sich die Marktteilnehmer (Krankenhäuser und Versorgungszentren) eine Verschlankung des Einkaufs und bevorzugen Hersteller mit breiten Produktsortimenten.

Neben den üblichen Interessen bei einer Übernahme sei Medtronic besonders daran interessiert eine Verschmelzung mit S&N herbeizuführen und den Firmensitz nach England zu verlagern. Dies würde bedeutende Einsparungen bei Steuern und Abgaben zur Folge haben. Zuletzt äußerte sich Omar Ishrak, Vorstandsvorsitzende bei Medtronic, positiv über einen solchen Deal. Man habe viel Geld im Ausland. Ein Transfer ins Inland sei jedoch aktuell unmöglich, da dies mit hohen Steuerzahlungen einhergehen würde.

Dies wäre somit die nächste große Übernahme im 45 Mrd. Dollar Markt für orthopädische Produkte nach dem Kauf von Synthes durch Johnson & Johnson im Jahr 2012 für 19,7 Mrd. Dollar.

Kommentar: Steuerliche Aspekte dürften auch bei der mehrmals versuchten aber zuletzt doch gescheiterten Übernahme von AstraZeneca durch Pfizer eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben, da in England (AstraZeneca) der Körperschaftssteuersatz bedeutend niedriger ist als in den USA (Pfizer). Ob Pfizer sein Angebot von zuletzt 118 Mrd. Dollar nochmals erhöht ist unklar. Ganz vom Tisch ist die mögliche Fusion jedoch nicht.

[ilink url=“http://www.bloomberg.com/news/2014-06-04/medtronic-said-to-evaluate-takeover-of-smith-nephew.html“] Link zur Quelle (Bloomberg)[/ilink]