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Bei motorisierten Prothesen müssen meist im Vorfeld der Versorgung Anpassungen und Kalibrierungen von Orthopädie-Technikern durchgeführt werden. Auch im Anschluss sind Nachjustierungen keine Seltenheit. Dies kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. US-amerikanische Ingenieure wollen dieses Problem nun mit einer neuartigen Software lösen.

So hochentwickelt motorisierte Beinprothesen heutzutage auch sind, einfach überstreifen und loslaufen funktioniert damit (noch) nicht. Die Prothese muss zunächst von einem Orthopädietechniker eingestellt werden Die Einstellungen sind abhängig von Kraft und Ausdauer des Prothesenträgers sowie seinem Gangmuster. Einmal vorgenommene Einstellungen sind nicht in Stein gemeißelt, sondern müssen angepasst werden, wenn sich Gewöhnungseffekte einstellen oder wenn sich das Gewicht des Trägers verändert.

Ingenieure der North Carolina State University und der University of North Carolina Chapel Hill wollten sich damit nicht zufrieden geben. Sie entwickelten gemeinsam eine Software, mit der sich motorbetriebene Prothesen selbst automatisch beim Laufen einstellen können. Der Algorithmus erfasst die Gelenkstellung in Echtzeit und passt sie an die Situation an. Die Forscher erklären, dass so die Prothese beispielsweise mit mehr Energie versorgt werden könne, wenn der Träger schwere Objekte trägt. In Tests habe sich gezeigt, dass der Algorithmus bessere Ergebnisse liefert als eine manuell eingestellte Prothese. Die Projektergebnisse wurden im Journal „Annals of Biomedical Engineering“ veröffentlicht.

Kommentar: Das C-Leg von Otto Bock war weltweit das erste mikroprozessorgesteuerte Kniegelenk, das sowohl die Schwungphasensteuerung als auch die Standphasensicherung während des gesamten Gangzyklus in Echtzeit regulieren konnte. Zuvor steuerten computergestützte Beine lediglich die Schwungphase. Später kam noch das Rheo Knee des Herstellers Össur dazu. Die Prothesen ermöglichen ihren Trägern ein nahezu natürliches Bewegungsbild. Bislang gehören diese Hightech-Prothesen noch nicht zur Regelversorgung, allerdings urteilten Gerichte bereits dahingehend, dass Patienten einen Rechtsanspruch auf eine Versorgung nach dem aktuellen Stand der Orthopädietechnik haben.

 

[ilink url=“https://news.ncsu.edu/2015/09/huang-autotune-2015/“]Link zur Quelle (North Carolina State University)[/ilink]