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Nachdem Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, den „Betrug“ von fast allen Krankenkassen, Patienten von Ärzten kränker zu rechnen, aufgedeckt hat, haben sich elf Betriebskrankenkassen zu einer „RSA-Allianz“ zusammengeschlossen, um den „Betrug“ künftig zu vermeiden. Sie haben eine Studie beim renommierten Iges-Institut in Auftrag zu geben, um zu verstehen, wieviel Geld der „Betrug“ die Versicherten gekostet hat und wie er in Zukunft verhindert werden kann. Die Krankenkassen bekommen Geld aus dem Gesundheitsfonds, in den die Gelder der Versicherten und ein Bundeszuschuss fließen. Die Gelder aus dem Fonds werden an die Kassen nach Krankheiten, die die Ärzte abrechnen, verteilt. Für 80 definierte Krankheiten gibt es besonders viel Geld, sodass solche Krankheiten mit großem Schweregrad besonders häufig kodiert wurden. Die Ärzte halfen mit und bekamen Geldzahlungen. Das Iges-Institut hat 107 Verträge auf Betrugsmöglichkeiten untersucht und herausgefunden, dass es diese Manipulationen gab. Die Kosten für die finanziellen Anreize der Ärzte bei Falschkodierung beliefen sich auf jährlich 290,7 Mio. Euro, in drei Jahren wurde fast eine Mrd. Euro zu viel ausgegeben. Der Skandal hatte politische Folgen. Ärzte dürfen nicht mehr für Diagnosen zusätzlich bezahlt werden, auch ist ihnen nicht erlaubt sich bei der Kodierung beraten zu lassen. Doch es gibt auch weiterhin Missbrauchsmöglichkeiten zum Beispiel bei den Chronikerpauschalen. Hier bekommt der Arzt mehr Geld, wenn er Chroniker in bestimmte Behandlungsprogramme einschreibt. Als problematisch sieht das Iges-Institut auch die Software-Programme in Arztpraxen an. Das technische Wissen der Aufsichtsbehörden fehle, um hier Verstöße aufzudecken. Hier soll laut Iges die Kassenärztliche Bundesvereinigung schärfere Prüfungen vornehmen, die sonst die in Praxen verwendete Software zertifiziert. Aber die Thematik der softwarebasierten Kodierbeeinflussung ist den Aufsichtsbehörden zum Teil gar nicht hinreichend bekannt, sodass weiterhin zu Lasten der Versicherten geschummelt werden kann.

Quelle: FAZ