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Die Gesundheitsausgaben steigen, das spiegelt sich auch in der Höhe der Zusatzbeiträge wider. Kassen, die einen unterdurchschnittlichen oder sogar überhaupt keinen Zusatzbeitrag erheben, gehören inzwischen zu den Exoten in der gesetzlichen Krankenversicherungslandschaft (GKV). Ihnen bleibt dafür erspart, worauf sich viele der teuren Kassen nun einstellen müssen: Zunehmender Mitgliederschwund.

Zu Beginn dieses Jahres erhöhten zahlreiche gesetzliche Krankenkassen ihren Zusatzbeitrag, einige sogar deutlich. Viele Mitglieder nahmen ihnen das übel und wechselten zur Konkurrenz. Besonders für kleine Kassen könnte das der Anfang vom Ende sein. Die IKK classic, Bahn BKK, AOK Rheinland/Hamburg, Viactiv sowie die DAK Gesundheit erhöhten ihren Zusatzbeitrag zum Jahreswechsel deutlich und sind nun deutlich teurer als der aktuelle Durchschschnitt von 15,7 Prozent. Jede dieser Kassen hat seither Mitglieder verloren oder muss damit rechnen. Besonders stark hat es die DAK Gesundheit getroffen, allein im ersten Quartal verabschiedeten sich rund 184.000 Mitglieder. Die IKK classic verlor im gleichen Zeitraum etwa 100.000 Mitglieder.

Besonders verärgert dürften auch die Mitglieder der BKK Mobil Oil sein. Diese hatte Ende 2014 angekündigt, dass bis zum Jahr 2017 keine Beitragserhöhungen geplant seien. Nun gab die Kasse allerdings bekannt, dass der Zusatzbeitrag zum 1. April um 0,3 Prozentpunkte auf 1,1 Prozent steigt. Stark gestiegene Leistungsausgaben sowie reduzierte Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds hätten diesen Schritt notwendig gemacht. Mitglieder der BKK Mobil Oil können nun ihr Sonderkündigungsrecht nutzen, wenn sie mit der Erhöhung nicht einverstanden sind. Dieses Recht werden vermutlich zahlreiche Mitglieder nutzen.

Kommentar: Die Kassen dürften sich im Vorfeld der Beitragserhöhungen über die negativen Folgen bewusst gewesen sein, allerdings stecken sie in einer Zwickmühle: Sofern sie nicht über ausreichend hohe Rücklagen verfügen, müssen sie den Kostendruck an ihre Mitglieder weitergeben. Diesen gefällt das in der Regel überhaupt nicht, was zu besagten Kassenwechseln führt. Gerade junge Menschen sind deutlich wechselfreudiger, und genau hier liegt das Problem: Jede Kasse ist auf junge, gesunde Mitglieder angewiesen, denn diese leisten die Gegenfinanzierung der Krankheitskosten älterer und kranker Versicherter. Wenn im Extremfall nur noch chronisch Kranke mit durchschnittlichen oder niedrigen Einkommen bei einer Kasse versichert sind, hätte das kurz- bis mittelfristig den finanziellen Kollaps zur Folge, trotz morbiditätsorientiertem Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). 

[ilink url=“http://www.finanzen.de/news/17190/teuren-krankenkassen-laufen-hunderttausende-mitglieder-davon“] Link zur Quelle (Finanzen.de)[/ilink]