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Die Techniker Krankenkasse (TK) hat soeben in Berlin ein neues Verfahren vorgestellt, mit dem neuartige Therapien, die sehr teuer sind, gerechter erstattet werden könnten. Dabei geht es in erster Linie um teure innovative Gentherapeutika, die immer noch nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, kurz AMNOG, bewertet werden. Das Verfahren eignet sich jedoch nicht zur Preisbildung dieser Technologien, so die TK. Bei vielversprechenden neuartigen Therapien muss der klinische Nutzen immer wieder neu bewertet werden, fordert die TK, damit Erfolge und Kosten in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Das gerechtere Vergütungsmodell, welches die Techniker vorschlägt, ist das Modell des dynamischen Evidenzpreises, das in Zukunft Gentherapien, Orphanpräparate zur Behandlung seltener Krankheiten oder beschleunigt zugelassene Medikamente am Therapieerfolg beurteilt und so zu einer gerechten Preisfindung kommt. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) soll nach den Vorstellungen der gesetzlichen Krankenkasse entscheiden, ob ein innovatives Arzneimittel nach dem AMNOG-Verfahren bewertet werden soll oder nach dem Verfahren des dynamischen Evidenzpreises. Bei Anwendung des zweiten Falles soll nach Markteinführung des Arzneimittels innerhalb von zwei Jahren ein zentrales, pharmaunabhängiges Register mit Daten über Nutzen und Risiken eingerichtet werden. Bei Markteintritt soll dann allerdings schon eine Preisobergrenze gelten, wobei der Hersteller seinen Preis in dieser Zeit frei wählen darf – vorausgesetzt er hält sich an die Preisobergrenze und an den europäischen Referenzwert der Arzneimittel. Arzneimittelhersteller und Kassen ermitteln dann nach den zwei Jahren den Erstattungspreis, der in jährlichen Abständen erneut überprüft wird, ob Aussagen über Sicherheit und Langzeitwirksamkeit noch aufrecht erhalten werden können. Ein Beispiel hierfür ist die Behandlung der Bluterkrankheit (Hämophilie), die 4.000 Patienten betrifft, die momentan noch der Standardtherapie mit 480 Millionen Euro unterliegen. Sollte die erwartete Gentherapie im Jahr 2023 kommen, dann würden die GKV-Ausgaben bei vier Milliarden Euro (ein Zehntel aller GKV-Ausgaben!) liegen, weil die Therapie für nur einen Bluter eine Million Euro verschlingt. Allerdings würde eine einmalige Gabe des Gentherapeutikums nach Aussage von Roche ausreichen, um den Patienten heilen zu können. 

Quelle: Ärzteblatt