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Wissenschaftler:innen, darunter der Direktor des Institutes für Virologie an der Uniklinik Köln, Florian Klein, haben schon einige Erkenntnisse über die neue Corona-Variante Omikron aus Südafrika zusammengetragen und vermuten, dass die neue Variante eine höhere Infektiosität haben könnte, aber wahrscheinlich mildere Krankheitsverläufe auslöse. Die neue Mutante Omikron ist allerdings schon als „Fluchtmutante“ oder „Immunescape“ bekannt, weil die Immunantwort Geimpfter und Genesener aufgrund der Mutationen schwächer sein könnte. Wie stark ausgeprägt die geschwächte Antikörper-Reaktion sein kann, wissen die Forschenden erst in einigen Wochen.  

Die Erkennungsmerkmale eines Virus als Krankheitserreger sind so verändert, dass sie dem Angriff des Immunsystems weitgehend entkommen könnten. Die schnelle Aerosolverbreitung hilft den Viren zudem noch dabei, sich von Mensch zu Mensch, also von Wirtszelle zu Wirtszelle, auszudehnen. Auch helfen die Mutationen dabei, die menschlichen Wirtszellen leichter zu infizieren.  

Die genauen Eigenschaften der Omikron-Variante gilt es jetzt in Bezug auf Gefährlichkeit genauer zu analysieren. Die Sequenz des Erbgutes im Virus lässt allerdings die Vermutung zu, dass man Sorge haben muss, bestätigen die Wissenschaftler:innen schon jetzt:  Der Wildtyp des Virus aus Wuhan in China ist gegenüber der neuen Variante Omikron an 50 Positionen im Erbgut verändert. Sorge bereiten auch die 30 Mutationen im Spikeprotein, das ist der Stachel, der für den Eintritt in menschliche Zellen als Wirtszellen verantwortlich ist. Antikörper neutralisieren Stachel-Proteine für gewöhnlich. Die Antikörper-Proteine machen das Virus damit sozusagen unschädlich. Allerdings sind bei Omikron die negativen Effekte durch Veränderungen des Stachels besonders gefährlich.  

Normalerweise funktioniert die Antikörper-Antigen (Virus)-Reaktion wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip, sodass Antikörper das Virus unschädlich machen. Durch Mutationen der Aminosäuren im Erbgut der Viren, indem Aminosäuren ausgetauscht werden oder Erbgutabschnitte ganz verloren gehen, können gefährliche Virus-Varianten wie Omikron entstehen.  

Bei Omikron ist der Austausch der Aminosäure an Position 484 von 1.300 Aminosäuren im Code des Spikeproteins aber besonders entscheidend, weil dadurch die Bindestellen des Virus (Schlüssel-Schoss-Prinzip) verändert werden. Das heißt letztlich, dass die Unempfindlichkeit gegen bereits gebildete neutralisierende Antikörper steigt. Es gibt aber auch an anderen Stellen des Spike-Proteins entsprechende Veränderungen, die zu einer Resistenzentwicklung führt, was wiederum bedeutet, dass die vorhandenen Antikörper dann ihre Wirksamkeit verlieren. Daten aus dem Labor werden aber in den kommenden Wochen Klarheit darüber bringen, inwiefern Omikron dem Zugriff durch bereits gebildete Antikörper entkommen kann.  

Quelle: www.zeit.de