Bei der einst indirekt von KV-Vorständen mitgegründeten Patiodoc AG steht ein Gesellschafterwechsel bevor: Mit der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat sich der größte und finanzstärkste Gesellschafter der AG verabschiedet. In diesem Zusammenhang hat die apoBank ihren Aktienanteil in Höhe von 49 Prozent zum 15. April 2014 an eine spezialisierte Beteiligungsgesellschaft mbH veräußert. Die apoBank hatte sich im Jahr 2010 während der Gründungs- und Aufbauphase an der Patiomed AG – später patiodoc AG – beteiligt. Dennoch wird die apoBank der patiodoc AG als bevorzugter Kooperationspartner auch künftig eng verbunden bleiben. Ein Nachfolger für die Genossenschaftsbank wird noch gesucht: „Es ist der Einstieg ein bis zwei neuer Investoren geplant, wir sind da mitten im laufenden Prozess“, sagt Patiodoc-Chef Ralf Sjuts.
Gleichzeitig steigt der Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) ein, dessen Geschäfte der ehemalige FDP-Bundestagsabgeordnete Lars Lindemann leitet. Die patiodoc AG hilft Medizinern, ihre Vorstellungen bei der Gründung und dem Betrieb solcher Einrichtungen zu verwirklichen und unterstützt dabei, die notwendigen Investitionen für diese Unternehmungen zu schultern.
Kommentar: Patiodoc verfolgt nach eigenen Angaben das Konzept, dass beteiligte Ärzte in ärztlichen Versorgungszentren durch Betriebsgesellschaften von Managementaufgaben und anderen nichtärztlichen Tätigkeiten entlastet werden. Allerdings war Patiodoc wirtschaftlich bislang nicht erfolgreich. In den ersten zwei Jahren summierten sich die Verluste auf mehr als 5 Millionen Euro. Die Kritik an dem Konzept, dessen Grundidee die Gründer mit „Von Ärzten für Ärzte“ umschreiben, hält ungeachtet dessen stetig an. Konkret werfen die Gegner des Modells Patiodoc vor, dass die Standesvertreter mit dem Unternehmen ein ärztliches Gewinnstreben verfolgen und es eigentlich nicht um versorgungspolitische Aspekte geht. Patiodoc geht ursprünglich auf eine Initiative von rund 40 KV-Vorständen zurück, die aber formal nicht involviert sind, sondern über eine Stiftung und einer wirtschaftenden Tochter an Patiodoc beteiligt sind und auf eine Dividende hoffen. Die Diskussion darum, ob das 2010 ins Leben gerufene Projekt nun als renditehungriger Kapitalinvestor oder als versorgungssicherndes Modellvorhaben zu verstehen ist, wird mit Sicherheit mit dem Einstieg der neuen Beteiligungsgesellschaft erneut entflammt. Im Rahmen dieser Diskussion wird jedenfalls die aufkommende Problematik bei der Verschmelzung zwischen standespolitischen und wirtschaftlichen Interessen deutlich.
[ilink url=“http://www.apobank.de/ueber_uns/presse/pressemitteilungen/140502.html“] Link zur Quelle (ApoBank)[/ilink]