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Die Pharmahersteller sind in den Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten sensibler für Korruptionsrisiken geworden. Dies ist eine Einschätzung, die sich aus der aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Price­WaterhouseCoopers (PwC) gewinnen lässt. Aber: Die Unternehmen ziehen allerdings kaum Konsequenzen – eine systematische Korruptionsprävention ist nach wie vor die Ausnahme.

Das Kernergebnis der Studie: Gängige Geschäftsbeziehungen zu niedergelassenen Ärzten werden deutlich kritischer bewertet. Gut drei von vier Pharmaunternehmen sehen in Zusammenhang mit der Überlassung von Geräten oder auch dem Abschluss von Beraterverträgen signifikante Korruptionsrisiken – vor zwei Jahren hatte erst gut die Hälfte der Unternehmen entsprechende Bedenken.

Ferner fördert die Studie zu Tage, dass Korruptionsprävention in der Pharmabranche nur wenig verbreitet ist: Nur jedes dritte Pharmaunternehmen (Stand 2011) verfügt über ein spezifisches Anti-Korruptionsprogramm. Im branchenübergreifenden Durchschnitt hat weit mehr als die Hälfte der Unternehmen (59 Prozent) ein derartiges Programm implementiert.

Kommentar: Europäische Pharmaunternehmen haben sich zu Beginn des Jahres dazu entschlossen, Zuwendungen an Ärzte zu veröffentlichen. Ein freiwilliger Transparenz-Kodex des europäischen Pharma-Dachverbands EFPIA soll dabei die Basis für die Offenlegung von Zuwendungen werden. In Deutschland sollen dann ab 2015 Daten gesammelt werden und erstmals 2016 veröffentlicht werden. Aus Sicht der Patientensicherheit ist dies ein längst überfälliger Schritt. Schließlich sollte man als Patient wissen, ob der behandelnde Arzt für die Verschreibung zusätzliches Geld von einem Pharmaunternehmen erhalten hat.

Hintergrund der Debatte um mehr Transparenz ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem letzten Sommer. Die Korruption niedergelassener Ärzte ist demnach nach geltendem Recht nicht strafbar – etwa die Annahme von Zuwendungen für die Verordnung bestimmter Arzneien. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte eine Gesetzesänderung angekündigt, so dass im Verdachtsfall Staatsanwälte gegen Ärzte ermitteln können.

[ilink url=“http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/54081/Pharmaunternehmen-bei-Geschaeftsbeziehungen-zu-Aerzten-zunehmend-kritisch“] Link zur Quelle (Ärzteblatt.de)[/ilink]

[ilink url=“http://www.pwc.de/de_DE/de/gesundheitswesen-und-pharma/assets/pharmabranche-fehlt-rezept-gegen-korruption.pdf“] Link zur Studie (Wirtschaftskriminalität Pharmaindustrie)[/ilink]