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Thorsten Schüller, Autor der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ)-online hat sich gefragt, warum rezeptpflichtige Arzneimittel in den USA so teuer sind. Hier seine Ergebnisse: Verschreibungspflichtige Arzneimittel sind in den USA zwei- bis dreimal so teuer wie in anderen Industrieländern. Die 20 meistverkauften Produkte kosten beispielsweise zwei Drittel mehr als in Großbritannien, das ergab seine Recherche. Die Preistreiberei ist durch das US-amerikanische System bedingt. In den USA gibt es sogenannte Pharmacy Benefit Manager (PBM) wie CVS Caremark, Argus und ExpressScripts, die Preise verhandeln und großen Einfluss auf Versicherer, Pharmafirmen und Apothekenketten haben. Der US-Präsident Trump hat den PBM angeblich den Kampf angesagt, was aber wohl nicht richtig ist. Diese PBM verdienen unglaublich viel an der Preistreiberei. Ein Gentherapeutikum, das erst auf den Markt gekommen ist und spinale Muskelatrophie bei Babys behandelt, kostet mehr als zwei Millionen Dollar; eine unvorstellbare Dimension. Rabattfeilschen der PBM ist an der Tagesordnung, entweder auf Kosten der Patienten oder aber der Versicherer. Geben Pharmaunternehmen große Rabatte, werden die Produkte von den Managern hoch eingestuft. Der Patient zahlt einen geringen Eigenanteil, der Versicherer aber muss den Großteil der Kosten übernehmen. Bei niedrigen Rabatten zahlt der Patient als Eigenanteil viel mehr, wobei auch schon mal ein Selbstkostenbehalt von 1.000 Dollar und mehr, die Regel sein kann. US-Bürger belasten allerdings nicht nur die Eigenanteile des konkreten Behandlungsfalls, sondern auch die 20 Prozent als Eigenanteil an den Krankenkassenkosten allgemein. Viele Nordamerikaner lassen sich deshalb zum Teil gar nicht behandeln, oder aber haben sogar keine Krankenversicherung. Dies trifft auf Millionen von Bürgern zu, ihre Existenz ist bei schwerer Krankheit bedroht. Die Pharmaunternehmen profitieren auch, wenn der Zuzahlungsanteil für Patienten niedrig ist, weil dann Produkte häufiger gekauft werden. Der Umsatz dieser Produkte steigt entsprechend. Zudem ist der Wettbewerb durch verlängerte Patentlaufzeiten, die mindestens einmal und mehr verlängert werden, eingeschränkt. Die Generikahersteller werden sogar zum Teil mit Prämien von den Herstellern der Originalpräparate erpresst, ihre Produkte mit Verzögerung in den Markt zu bringen. Auch damit wird der Profitgier Türen und Tor geöffnet. Die Gesundheitsreform Obamacare konnte aber auch nicht in die Preisgestaltung der Arzneimittel eingreifen und hat tatenlos zugesehen, wie die Preistreiberei der PBM weiterging. Donald Trump will die Mittelsmänner im US-Gesundheitssystem in ihre Schranken weisen, allerdings gelingt auch ihm dies nicht. Die PBM beziehungsweise die nahestehende Pharmaceutical Care Management Association (PCMA) spielen ständig mit falschen Karten und behaupten, die perfide Arzneimittelpreisgestaltung ändern zu wollen, obwohl sie gerade erst 1,49 Millionen Dollar für ihre Lobbyarbeit in Washington ausgegeben haben. 

Quelle: www.deutsche-apotheker-zeitung.de