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Statistisch erleiden in Deutschland pro Jahr 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Jeder vierte Patient stirbt an den Folgen. Er ist damit die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Langzeitbehinderung. Nach einem überstandenen Schlaganfall müssen die Betroffenen häufig ihr gesamtes Leben umkrempeln: Neben der Umstellung des Lebensstils ist in vielen Fällen eine lebenslange, tägliche Einnahme von Medikamenten lebenswichtig. Viele Patienten scheitern daran. Warum das so ist, untersuchte ein französisches Forscherteam.

Nach einem überstandenen Schlaganfall ist nur kurz Zeit aufzuatmen. Danach wird den Patienten schnell bewusst: Nichts ist mehr wie vorher. Selbst wer wenige oder keine bleibenden Beeinträchtigungen davongetragen hat, muss meist lebenslang täglich Medikamente einnehmen, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen. Das Risiko für einen weiteren Anfall steigt nach dem ersten deutlich: Zehn Prozent der Patienten erleiden nach Angaben der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) noch im gleichen Jahr einen weiteren Schlaganfall. Dennoch verhält sich die Hälfte der Patienten nicht therapietreu, so die Weltgesundheitsorganisation WHO.

Die möglichen Gründe untersuchte ein französisches Forscherteam. In ihrer Studie, die bereits im November vergangenen Jahres veröffentlicht wurde, identifizierten sie als wichtigsten Faktoren für mangelnde Therapietreue Schwierigkeiten bei der Einnahme der Medikamente, mangelndes Wissen um den Nutzen der Behandlung sowie die Sorge vor einer Übermedikation. Darüber hinaus mangelte es Patienten an Einsicht, täglich Medikamente einnehmen zu müssen, obwohl sie keine Symptome (mehr) aufweisen. Die Forscher weisen daher darauf hin, dass die Unterstützung der Patienten durch Pflegekräfte und Ärzte Therapietreue von substantieller Bedeutung ist.

Kommentar: Als wichtigste Therapieansätze zur Schlaganfallprävention gelten der Einsatz von Thrombozytenfunktionshemmern, die Behandlung der Hyperlipidämie, orale Antikoagulation bei Vorhofflimmern sowie die Therapie von arterieller Hypertonie. Auch wenn die medikamentöse Therapie wirksam und wichtig ist, dürfen sich Patienten nicht allein darauf verlassen, dass die tägliche Einnahme von Arzneimitteln ausreicht. Stattdessen ist eine Änderung des Lebensstils notwendig, beispielsweise die Reduktion des Gewichtes, gesündere Ernährung, mehr Bewegung und für Raucher ein Verzicht auf die Zigarette. Diese Umstellungen dürften vielen ähnlich schwer fallen wie die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente.

[ilink url=“https://www.karger.com/Article/Abstract/362718″] Link zur Quelle (European Neurology)[/ilink]