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Noch sind Exoskelette vergleichsweise groß, schwer und unflexibel. Wenn es nach einem Schweizer Forscherteam geht, soll man sie aber schon bald so einfach und diskret unter der Kleidung tragen können wie Socken oder Strumpfhosen. Damit könnten sie eine echte Konkurrenz für Orthesen darstellen.

Forscher der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) entwickeln derzeit ein Exoskelett, das den derzeitigen Systemen am Markt in Sachen Komfort und Alltagstauglichkeit weit voraus sein soll. Das Projekt „XoSoft“ besitzt deutlich mehr Ähnlichkeit mit einer Strumpfhose oder Socken als mit den futuristisch anmutenden Exoskeletten, die über der Kleidung getragen werden. Dennoch soll es Menschen, die beim Gehen beeinträchtigt sind, ähnlich effektiv unterstützen.

XoSoft besteht aus einem lernfähigen Material, das sich je nach Bewegung versteift oder weich wird. Dafür wird das Gewebe mit Sensoren ausgerüstet, mit deren Hilfe eine integrierte Elektronik die Bewegung der Gliedmaßen erst erlernt und sie anschließend im richtigen Moment stützt, entlastet oder frei bewegen lässt. XoSoft ist als modulares System geplant, welches je nach Bedarf zusammengestellt werden kann. Das System soll außerdem die Aktivität des Trägers aufzeichnen und analysieren. So können etwaige Verschlechterungen des Gesundheitszustandes frühzeitig erkannt werden.

Die Forschenden sehen das Haupt-Einsatzgebiet von XoSoft bei Erkrankungen wie dem sogenannten Fallfuß. Bei Betroffenen ist die vordere Seite der Fußmuskeln gelähmt, wodurch der Fuß herunterhängt und beim Gehen schleift. „XoSoft könnte beispielsweise mit Sensoren erkennen, wann die Schwungphase beginnt, und dann dem Antriebselement übermitteln, wann er stabilisieren soll. Oder dadurch sogar eine Bewegung auslösen, welche den Fuß hochzieht. Beim Landen würde das Exoskelett dann wieder weich werden. Das können herkömmliche feste Hilfsmittel, sogenannte Orthesen, im Moment nicht“, so Christoph Bauer, Physiotherapie-Forscher an der ZHAW. Das Projekt startete im Februar und läuft über insgesamt drei Jahre. Ein erster Prototyp ist bereits in diesem Jahr geplant.

Kommentar: Beim Fallfuß spricht das Gehirn den Fußhebermuskel nicht richtig an, in der Folge baumelt die Fußspitze, was wiederum zu Stolpern und Stürzen führen kann. Patienten gewöhnen sich mitunter eine Ausweichbewegung an, dabei wird der Fuß seitlich im Halbkreis nach vorn geschleift. Das verhindert zwar Stolpern, ist auf Dauer aber anstrengend. Wissenschaftler erforschen seit Jahren, wie dieses Symptom mit Elektrostimulation gemildert werden kann, durchaus erfolgreich. Allerdings ist eine Orthese oder smarte Leggings im Alltag der Patienten deutlich unkomplizierter einsetzbar.

[ilink url=“http://www.xosoft.eu/“] Link zur Quelle (XoSoft)[/ilink]