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Der ärztliche Leiter der Migräne- und Kopfschmerzklinik in Königstein, Dr. Charly Gaul, ist Experte für telemedizinische Unterstützung in diesem Bereich. In einem Interview erklärt er die Vorzüge einer kombinierten telemedizinischen Behandlung von chronischen Schmerzpatienten, die die physiologischen und psychologischen Aspekte der Betroffenen gleichermaßen berücksichtigen muss.  

Sechs Millionen Menschen sind in Deutschland von starken und chronischen Schmerzen betroffen, die von sogenannten Patienten-Coachings und begleitenden Apps profitieren, vorausgesetzt die Betroffenen erhalten eine individuelle, gezielte Therapie nach einer ausführlichen Anamnese durch den behandelnden Arzt unter Einbeziehung der Lebensumstände.  

Die Krankenkasse IKK classic und Thieme TeleCare haben in Kooperation mit Dr. Gaul ein Programm entwickelt, das Schmerzpatienten nicht nur in der aktuellen Schmerzsituation, sondern langfristig begleitet, denn der Leidensdruck der Patienten ist hoch, weil Ärzte oft zu wenig Zeit haben, die Patienten nicht ernst nehmen oder zu wenig Empathie zeigen.  

Für den eigentlichen Therapierfolg des Programms, unter Einbindung eines Gesundheitscoaches und der Thieme Coach App, sind aber viele Faktoren ausschlaggebend. Dazu zählen eine intensive und engmaschige Begleitung sowie ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis, um Probleme auch mit dem Mediziner des Vertrauens besprechen zu können. Das Coaching und die App entlasten aber Arzt, Patient und sogar das Budget der Krankenkassen, stellt Gaul heraus.  

Wichtig für den Behandlungserfolg ist zudem, dass der Patient die Bereitschaft hat, aktiv an therapeutischen Maßnahmen mitzuwirken. Neben der Anpassung oder Änderung des Lebensstil gehören dazu auch das Erlernen von Entspannungstechniken, sportliche Aktivität und die Umstellung der Ernährung sowie die Einhaltung des Medikationsplanes (Therapietreue).  

Durch die App, die informiert sowie Tipps gibt, und unter anderem den Schmerzverlauf dokumentiert, wird die Selbstwirksamkeit des Migräne- und Kopfschmerzpatienten geschult. Erster Ansprechpartner ist und bleibt der behandelnde Arzt; der Gesundheitscoach unterstützt vor allem mit psychologischen Aspekten, die beim Beschwerdebild nicht zu unterschätzen sind, erklärt Gaul im Gespräch.  

Der Arzt soll durch dieses Programm nicht ersetzt werden. Die telemedizinischen Angebote und die persönliche Behandlung beim Arzt sollen sich aber ergänzen, denn Anamnese, Akuttherapie mit entsprechender Schmerzmedikation und gezielte prophylaktische Maßnahmen spielen eine wesentliche Rolle im erfolgreichen Behandlungsprozess des Schmerzpatienten.  

Quelle: www.kma-online.de