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Der Pharmahersteller KaloBios Pharmaceuticals hat die Rechte für das Benznidazol-Programm von Savant Neglected Diseases erworben, dabei handelt es sich um eine der wenigen Behandlungsoptionen gegen die Chagas-Krankheit. Diese weist weltweit steigende Fallzahlen auf. Ist nun mit Preissteigerungen wie bei Daraprim zu rechnen?

CEO Martin Shkreli: „Wir freuen uns über die Vereinbarung mit Savant, da sie unsere Mission entspricht, das Leben von Patienten durch die Entwicklung von Therapien gegen seltene Erkrankungen zu verbessern. In den USA sind derzeit geschätzt 300.000 Patienten von der Chagas-Krankheit betroffen, die Zahl wächst in einem alarmierenden Tempo. Benznidazol ist ein extrem wichtiges Arzneimittel, das derzeit nicht in den USA oder Europa erhältlich ist. KaloBios wird sich dafür einsetzen, diese wichtige Therapie Patienten frühzeitig zur Verfügung zu stellen, um eine Chronifizierung zu einer Cardiomyopathie zu verhindern.“

Als Therapie ist neben Benznidazol ausschließlich Nifurtimox verfügbar. Beide Therapien weisen teils schwere Nebenwirkungen auf, zudem gelten manche Erreger bereits als resistent. In Europa und den USA sind derzeit keine Benznidazol-Produkte zugelassen. KaloBios strebt eigenen Angaben zufolge einen Orphan-Drug Status für Benznidazol an. Es gilt darüber hinaus als wahrscheinlich, dass die Food and Drug Administration (FDA) die Zusage zu einem beschleunigten Zulassungsverfahren (Priority Review Voucher / PRV) erteilen wird, da die Chagas-Krankheit erst im August dieses Jahres zu der Liste von seltenen Erkrankungen hinzugefügt wurde, deren Behandlungsmethoden eine PRV rechtfertigen.

Die Chagas-Krankheit trat bislang vor allem in Lateinamerika auf, nun breitet sie sich weiter aus. Die US-Seuchenschutzbehörde CDC und die Weltgesundheitsorganisation WHO warnen davor, Chagas zu unterschätzen. Die Symptome der ERkrankung sind selten sichtbar und oft nicht eindeutig zuzuordnen. Nach einer Latenzphase, die mitunter Jahre dauern kann, kann die Krankheit chronisch werden.

KaloBios Pharmaceuticals bedient die Nische für die Behandlung von Krankheiten, für die noch keine oder nur wenige Behandlungsmöglichkeiten existieren. Für das Benznidazol-Programm zahlt KaloBios vorab zwei Mio. Dollar, hinzu kommen weitere Meilensteinzahlungen sowie Tantiemen.

Kommentar: Im November gab KaloBios bekannt, Martin Shkreli als CEO ernannt zu haben. Shkreli geriet kürzlich international als CEO des Pharmaunternehmens Turing Pharmaceuticals in die Schlagzeilen. Kurz nach dem Erwerb der Lizenz für das Arzneimittel Daraprim erhöhte Turing den Abgabepreis um mehr als 5.000 Prozent. Zwar ruderte das Unternehmen inzwischen zurück und gab an, die Preise senken zu wollen, das Image ist aber auf lange Sicht beschädigt.

Derartige Fälle sind dann möglich, wenn ein Pharmaunternehmen keine Konkurrenz auf einem Gebiet durch andere Hersteller befürchten muss. Dies trifft im Fall Benznidazol zu. Allerdings dürften die Unternehmen von Shkreli durch den Daraprim-Fall so weit abgeschreckt sein, um es nicht erneut auf einen Shitstorm ankommen zu lassen.

[ilink url=“http://ir.kalobios.com/releasedetail.cfm?ReleaseID=945510″] Link zur Quelle (KaloBios)[/ilink]