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Für das Vorhaben von Jens Spahn (CDU), reiche Krankenkassen dazu zu verpflichten, hohe Finanzreserven abzubauen, erntet er von führenden Experten des Gesundheitssystems reichlich Kritik. Kritiker befürchten, dass erzwungene Senkungen, Mitglieder von Kassen mit höheren Zusatzbeiträgen zu Kassen mit niedrigeren Zusatzbeiträgen abwandern lassen könnten, was die von der Abwanderung betroffenen Kassen in eine sehr missliche Lage versetzen könnte, da sich eine Art Todesspirale in Gang setzen könnte. Diese Kassen müssten ihre Zusatzbeiträge weiter erhöhen, sodass im Endeffekt zu befürchten ist, dass weitere Mitglieder abwandern werden. Vor diesem Phänomen der Mitgliederabwanderung warnt vor allem der Duisburger Gesundheitsökonom und Regierungsberater Jürgen Wasem. In einem kürzlich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gegebenen Interview hat er auf die Situation der drohenden Zwangssenkungen von Krankenkassenrücklagen hingewiesen. Gewarnt wurde Spahn auch von Eberhard Wille, Vizevorsitzender des vom Ministerium berufenen Sachverständigenrates im Bereich Gesundheit, der vor allem für die östlichen Bundesländer Probleme prophezeit. Würde Spahn sein Vorhaben wahr machen, dann würde sich daraus ein Volumen der Entlastungen von vier Milliarden Euro ergeben. Jürgen Wasem allerdings glaubt, dass dies der falsche Weg ist und dass stattdessen eine schnelle Reform des Finanzierungssystems notwendig ist. Eine schnelle Lösung kommt allerdings nicht schnell genug, wie anfänglich von Spahn angekündigt, sodass hier Übergangsreglungen sinnvoll wären, die finanziell schlechter gestellte Krankenkassen mit einem Notfallplan erst einmal unter die Arme greifen, damit diese keine Mitgliederabwanderungen zu befürchten haben.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung