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Seit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 haben Finanzinvestoren leichteres Spiel, deutsche Gesundheitsfirmen, meistens Pharmaunternehmen, aber in den meisten Fällen Pflegeheimbetreiber, zu übernehmen. Die Beratungsgesellschaft Bain & Company hat jetzt in einer Studie herausgefunden, dass internationale Finanzinvestoren, hauptsächlich aus Großbritannien und den USA, 2017 in Europa drei Mal so viel investiert haben wie im Jahr zuvor, nämlich 12,8 Mrd. Dollar (10,9 Mrd. Euro). Diese Beteilungsfirmen investieren auch deshalb mit Vorliebe in Gesundheitsfirmen, weil die Branche relativ konjunkturunabhängig ist, und gerne auch in Deutschland, weil hierzulande das Durchschnittsalter mit 45,8 Jahren über dem Schnitt der anderen EU-Staaten liegt. 2017 haben beispielsweise Finanzinvestoren wie Bain und Cinven für die Mehrheit an der Stada, ein Hersteller von Arzneimitteln, vier Mrd. Dollar gezahlt. Nordic Capital hat für 1,3 Mrd. Dollar den Pflegeheimbetreiber Alloheim Senioren-Residenzen übernommen; hier nur zwei Beispiele größerer Deals. Die Gewerkschaft Verdi sieht die Übernahmen mit großer Sorge, da die Finanzinvestoren mit rabiaten Methoden vorgehen. So sind die Beteilungsfirmen nach Aussage von Verdi nur darauf aus, Profitmaximierung in der Pflege durch Kostensenkungen zu erreichen. Die zu pflegenden Menschen würden auf diese Weise auf der Strecke bleiben. 2017 allein gab es 43 Käufe von Finanzinvestoren, damit hat sich das Engagement der Investoren innerhalb von nur zehn Jahren vervierfacht. Noch heute befindet sich die überwiegende Mehrheit der Pflegeheimbetreiber allerdings in kirchlicher und kommunaler Hand. Das soll laut Verdi auch so bleiben. Kritiker des Trends befürchten nämlich, dass Finanzinvestoren weiterhin einen sehr hohen Rendite- und Kostendruck ausüben, da einige von ihnen Tarifverträge aufweichen würden. Zu diesen Vorwürfen wollte allerdings kein einziger Investor Stellung nehmen, obwohl manche die Vorwürfe als haltlos darstellen.

Quelle: www.apotheke-adhoc