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Wie eine aktuelle britische Studie zeigt, nutzen Klinikärzte häufig ungesicherte Verbindungen, um sich mit ihren Kollegen über sensible Patientendaten auszutauschen. Zwei Drittel der knapp 300 befragten Mediziner haben bereits Informationen per SMS verschickt. Knapp die Hälfte verwendete schon einen Onlinedienst, um Aufnahmen von Wunden oder Röntgenbilder zu versenden.

564 Pflegepersonen und 287 Ärzte aus insgesamt fünf Krankenhäusern des National Health Service (NHS) haben sich an der britischen Studie beteiligt. Mit ihrer Umfrage wollten die Forscher herausfinden, ob und wie Smartphones und Tablet-PCs während der Arbeitszeit genutzt werden. Mediziner sind dabei medial aktiver als das pflegerische Personal. Knapp 99 Prozent der Ärzte besitzen ein Smartphone, rund drei Viertel zusätzlich ein Tablet. 93 Prozent empfinden ihre Geräte als hilfreich bei der Erfüllung ihrer Arbeitspflichten. Dabei werden die digitalen Apparate unterschiedlich genutzt – am häufigsten zum Surfen (92 Prozent), zum Lesen und Senden von E-Mails (88 Prozent) oder auch zum Empfangen und Verschicken von SMS (85 Prozent). Vom Krankenpflegepersonal besitzen 95 Prozent ein Smartphone und etwa 65 Prozent ein Tablet. Jedoch halten hier nur gut die Hälfte der Befragten diese Gerätschaften für arbeitsrelevant. Daher ist hier auch ein reduzierteres Nutzungsverhalten erkennbar – Surfen tun nur 48,5 Prozent, 34 Prozent nutzen E-Mail-Dienste und lediglich 29 Prozent schicken oder empfangen Kurznachrichten während ihres Dienstes.

Das Problem bei der Nutzung dieser ungesicherten Verbindungen ist, dass die Dienste auch für patientenbezogene Daten verwendet werden. Zwei Drittel der Mediziner verschickten bereits sensible Daten per SMS, ein Drittel über einen App-basierten Nachrichtendienst. 46 Prozent haben mit ihrem mobilen Gerät bereits Bilder von Wunden oder Röntgenaufnahmen gemacht und diese an einen Kollegen geschickt. 28 Prozent glauben, solche Daten noch immer gespeichert zu haben. Laut Studie fehlt dem NHS eine Plattform für den mobilen Datenaustausch. Mehr als 70 Prozent der Ärzte und ein Drittel der Pflegepersonen benannten den Wunsch nach einer sicheren Kommunikationsmöglichkeit.

Kommentar: Umfassender Datenschutz ist auch ein Teil des Anfang 2016 in Kraft getretenen E-Health-Gesetzes. So soll Mitte 2016 die Einführung einer Telematikinfrastruktur beginnen, also einem eigenen Netz für Patientendaten. Laut forsa-Umfrage von Anfang 2015 haben dennoch 82 Prozent der Verbraucher Angst vor unberechtigtem Zugriff. Auf einer Konferenz der Datenschutzbeauftragten von Bund und Ländern im Mai wurde darum eine Forderung formuliert, die den Patienten die Entscheidung über Speicherung sowie Löschung ihrer sensiblen Daten gewährleisten sollte. Dieser Forderung wurde jedoch nicht nachgegeben. Ein Zugriff durch den Patienten ist laut Gesetz nicht vorgesehen.

[ilink url=“http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/datenschutz/article/902262/klinik-jeder-dritte-arzt-verschickt-patientendaten-via-apps.html?sh=1&h=-1045653425″] Link zur Quelle (Ärztezeitung)[/ilink]