Zwei Studien der Bertelsmann-Stiftung sowie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sind nun zu dem Ergebnis gekommen, dass es in Deutschland große regionale Unterschiede betreffend die Häufigkeit bestimmter Operationen gibt. An erster stelle stehen sog. „Mandel-OPs“ bei Kindern. In manchen Regionen Deutschlands werden sie acht mal häufiger entfernt als anderswo. Ebenso auffällige Zahlenunterschiede gibt es bei Blinddarm- und Prostataoperationen. Immerhin noch um das Zwei- bis Dreifache hinsichtlich der Operationhäufigkeit unterscheiden sich auch regional noch der Einsatz künstlicher Kniegelenke, Kaiserschnitte oder Gebärmutterentfernungen. Medizinisch sind solche Unterschiede nicht zu erklären. OECD-Direktor Mark Pearson stuft diesen Umstand vielmehr als Zeichen dafür ein, dass es große regionale Probleme in der Gesundheitsversorgung hinsichtlich Qualität, Effizienz und Gerechtigkeit gibt.
Nach den Studien, denen eine Langzeituntersuchung zugrunde liegt, wurden im Kreis Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz), Bremerhaven und Delmenhorst (Niedersachsen) die besonders hohen Quoten an Mandeloperationen festgestellt. nach Auffassung von Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung, müssen hier andere Faktoren als nur die medizinische Notwendigkeit eine Rolle spielen. Die Bertelsmann-Stiftung hat den Zeitraum von 2007 bis 2014 beobachtet und die Häufigkeit von Operationen in allen 402 Kreisen und Städten analysiert. Bei den Mandelentfernungen weichen den Studien zufolge 137 der 402 deutschen Städte und Gemeinden um mehr als 30 Prozent vom Bundesdurchschnitt ab. Dies lässt vermuten, dass es je nach Region eine Über- oder Unterversorgung der Betroffenem gibt. Im Übrigen blieb das Ausmaß der regionalen Unterschiede bei den Operationen über die Jahre nahezu gleich.
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