Seite wählen

Die medizinische Behandlung im Krankenhaus zählt zu den größten Ausgabenposten in den Gesundheitssystemen, nicht nur hierzulande, sondern auch beispielsweise im Vereinigten Königreich. Dort ächzt der National Health Service (NHS) nicht nur unter den steigenden Kosten, sondern auch an knappen Kapazitäten. Forscher der University of Plymouth untersuchten nun, ob und wie sich die Krankenhaus-Krise lösen lässt.

Immer mehr Krankenhäuser im Vereinigten Königreich melden „Black Alert“, das heißt sie sind so überlastet, dass sie sogar in den Notfallambulanzen Patienten an andere Krankenhäuser verweisen müssen. Teilweise werden auch Routineoperationen verschoben, um kurzfristig Kapazitäten zu schaffen. Das Problem der zu geringen Kapazitäten kam nicht über Nacht: Zwischen 1998 und 2013 stieg die Zahl der Notfallaufnahmen in den Krankenhäusern des Vereinigten Königreichs um 47 Prozent.

Die Untersuchung der Forscher brachte zu Tage, dass die Einweisungen ins Krankenhaus durch die Ärzte weniger von der Diagnose abhängt als vielmehr von der Erfahrung des medizinischen Personals, den Lebensumständen des Patienten sowie der zur Verfügung stehenden Zeit, um Alternativen zur Krankenhauseinweisung zu arrangieren. Maßnahmen gegen unnötige Einweisungen müssten individuell auf das jeweilige Krankenhaus abgestimmt werden, so die Forscher.

Der NHS verzeichnet jedes Jahr mehr als zwei Mio. ungeplante Krankenhauseinweisungen von Menschen über 65, die damit 68 Prozent der Belegtage von Notfallbetten ausmachten. Dies stehe in direktem Zusammenhang mit den finanziellen Problemen des NHS, so Experten.

 Kommentar: In Deutschland gilt der Grundsatz „ambulant vor stationär“, aber auch hier klagen Notfallambulanzen über Überlastung. Experten fürchten, dass sich dieses Problem bald verschärfen könnte: Künftig hat jeder gesetzlich Versicherte ein Anrecht auf einen Facharzttermin innerhalb von vier Wochen. Erhält er dennoch keinen Termin, ist er berechtigt, ambulant im Krankenhaus behandelt zu werden. Die Krankenhäuser weisen darauf hin, dass dadurch erhebliche Kosten für die GKV entstehen könnten.

Die Zahl der Einweisungen soll in Deutschland durch die Novellierung der Krankenhauseinweisungs-Richtlinie (KE-RL) verringert werden. Künftig sind Vertragsärzte verpflichtet, im Vorfeld einer Klinikeinweisung sämtliche ambulanten Behandlungsalternativen in Erwägung zu ziehen

Wie hoch die Kosten für stationäre Krankenhausbehandlung aktuell sind, zeigt eine Übersicht des Statistischen Bundesamts. Demnach beliefen sich die Kosten 2014 auf rund 81,2 Mrd. Euro und stiegen damit im Vergleich zum Vorjahr um 4,1 Prozent. Pro Patient stiegen die Kosten damit von 4,152 auf 4,239 Euro.

[ilink url=“https://www.plymouth.ac.uk/news/study-assesses-how-avoidable-acute-admissions-in-hospitals-could-be-avoided“] Link zur Quelle (Plymouth University)[/ilink]