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Eine neue epidemiologische Studie besagt, dass viel mehr Menschen weltweit durch Luftverschmutzung sterben als durch  (Passiv-)Rauchen. Zu diesem Ergebnis kommen die Studienautoren, zwei Mainzer Wissenschaftler Professor Dr. Jos Lelieveld und sein Team, alles Atmosphärenforscher, und der Kardiologe Professor Dr. Thomas Münzel. Im Durchschnitt, das ergab die Analyse, sterben Europäer zwei Jahre früher durch Feinstaub aus der Landwirtschaft, aus dem Straßenverkehr (Motor und Reifenabrieb) sowie aus Kraftwerken, Fabriken und Heizungen. Weltweit sterben demnach 8,8 Millionen Menschen pro Jahr durch Feinstaub, verursacht durch oben genannte Risikofaktoren. Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) schätzt, dass durch das Rauchen beziehungsweise das Passivrauchen „nur“ 7,2 Millionen Menschen infolge Atemwegs – und Herzkreislauferkrankungen, die auch die Hauptursache für die Luftverschmutzung sind, jährlich global sterben. Schlechte Luft ist also schädlicher als Rauchen, fanden die Wissenschaftler heraus. Es gibt aber auch Kritiker dieser Analyse. Die Zahlen gelten jedoch nur als Indikatoren für den Gesundheitszustand der Gesamtbevölkerung. Exaktere Zahlen als die der vorzeitigen Todesfälle lassen sich, so das Umweltbundesamt, besser als Zahlen der verlorenen Lebensjahre durch bestimmte Risikofaktoren, zu denen auch Diabetes und Übergewicht gehören, ermitteln. Lelieveld, Direktor am Max-Planck-Institut für Chemie, und Prof. Dr. Münzel, Direktor des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin in Mainz, sind sich jedoch sicher, dass die Grenzwerte für Feinstaub bei Teilchen mit einem Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer mit einem Jahresdurchschnitt von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft viel zu hoch sind; die Empfehlung der WHO liegt bei zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In Deutschland sterben den Angaben zufolge 154 von 100.000 Einwohnern jährlich durch Luftverschmutzung, deutlich mehr als in Gesamteuropa mit 133 Menschen und weltweit mit 120 durchschnittlich. Die Wissenschaftler haben ihre Erkenntnisse aus eigenen Berechnungen mit Hilfe eines Atmosphären-Modells und mit Hilfe von anderen Werten ermittelt, zu denen auch die weltweite Gesundheitsstudie  von 2015 „Global Burden of Disease“ gehörte.  

Quelle: Pharmazeutische Zeitung