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Die Techniker Krankenkasse (TK) spricht sich für eine stärkere Zentralisierung der Krankenhäuser aus, um dem massiven Investitionsstau zu begegnen. Betroffen in dieser Hinsicht sei vor allem das Land Niedersachsen, in dem der Investitionsstau bereits etwa 1,5 Mrd. Euro erreicht habe. Die TK beruft sich dabei auf das von ihr entwickelte Konzept „Krankenhausversorgung 2020„. Danach sollen sich die Kliniken mehr spezialisieren, anstatt sich in der eigenen Stadt oder Region Konkurrenz zu machen. Inken Holldorf, Landeschefin der TK Niedersachsen, rät, die Krankenhäuser nötigenfalls mit mehr Druck zu einer Straffung ihrer Strukturen zu bewegen. Als Beispiel nennt sie die Stadt Osnabrück, in der sich drei Krankenhäuser auf die Behandlung von Fettleibigkeit ausgerichtet haben, obwohl ein Haus dafür genügen würde. Zwar sei ein Bemühen der Landesregierung um Abhilfe erkennbar, es sei aber nach Ansicht der Landeschefin fraglich, ob dies ausreiche. Nötigenfalls solle im Krankenhausrecht die Möglichkeit geschaffen werden, ein Krankenhaus aus dem Bedarfsplan herauszunehmen.

Für den Ratschlag der TK an die Krankenhäuser, sich mehr zu spezialisieren, spricht die Statistik. Denn dort, wo bestimmte Operationen in höherer Zahl durchgeführt werden, ist auch die Qualität der Behandlung oft besser. Dieses Qualitätskriterium ist zumindest für die TK auch zukünftig ganz entscheidend.  Sie will Häuser mit guten Qualitätsniveaus fördern. Andererseits sollte dann schlechte Qualität und mangelnde Finanzkraft zur Schließung einer Klinik führen. Das niedersächsische Gesundheitsministerium schließt sich der TK mit der Maßgabe an, dass jedenfalls einige kleine Krankenhäuser für die Grundversorgung erhalten bleiben sollen. Indes ist ohnehin die Finanzierung der vorliegenden Konzepte und Ideen noch ungewiss: Der Investitionsstau in Milliardenhöhe wird allein mit den Landesmitteln, die in diesem und in den nächsten zwei Jahren je 120 Mio. Euro betragen, nicht ausreichend abgebaut werden können.

Kritik an dem Konzept der Klinikzentralisierung kommt indes aus den Reihen der Krankenhausgesellschaft. Marten Bielefeld, ihr stellvertretender Geschäftsführer, bemängelt, dass eine Facharztausbildung an Krankenhäusern ohne Spezialisierung nicht möglich sei. Bei geringen Fallzahlen in den verbleibenden „Notfallkrankenhäusern“ sei zudem die Qualität der Leistungen gefährdet. Zudem koste eine Strukturreform der Krankenhauslandschaft auch Geld.

Kommentar: Es sind wohl in erster Linie die gesetzlichen Krankenkassen, die sich für eine nachhaltige Strukturreform im Krankenhauswesen aussprechen. Bevor die TK hier ganz konkret die Schwächen in Niedersachsen aufzeigte, sprachen sich bereits im Oktober 2013 die Betriebskrankenkassen gegenüber der Bundesregierung für eine derartige deutschlandweite Zentralisierung aus. Eine Konzentration auf “Spezialisten-Krankenhäuser” mit ausreichenden OP-Häufigkeiten bei bestimmten Diagnosen sei mit Blick auf Qualität und Wirtschaftlichkeit “dringend geboten”. Franz Knieps, Vorstand des BKK-Dachverbands, hielt im vergangenen Jahr schon eine Spezialisierung der Krankenhäuser mit ausreichenden OP-Häufigkeiten bei bestimmten Diagnosen in Hinblick auf Qualität und Wirtschaftlichkeit für dringend erforderlich. Im Zuge der Umsetzung der anstehenden bzw. auch schon begonnenen Gesundheitsreform bleibt angesichts dieser eindeutigen Forderung der Kassen abzuwarten, ob die Politik reagiert.

[ilink url=“http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/60667/Niedersachsen-Techniker-Krankenkasse-will-Zentralisierung-von-Krankenhaeusern“] Link zur Quelle (aerzteblatt)[/ilink]