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Auch wenn sich ein Großteil der Bevölkerung wünscht, im Alter oder bei Krankheit so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden versorgt zu werden, sind doch zahlreiche Personen auf stationäre Pflege angewiesen. Die Plätze in Pflegeheimen könnten allerdings schon in den nächsten fünf Jahren knapp werden. Das Beratungsunternehmen Terranus schätzt, dass bis 2020 zahlreiche Plätze wegfallen werden. Schuld daran sei die Politik.

Gegenüber kma-online warnte Terranus-Chef Hermann Josef Thiel am 23. Januar vor einer „massiven Versorgungslücke“ durch den Wegfall von mehr als zehn Prozent der stationären Pflegeheimplätze bis zum Jahr 2020. Aufgrund geänderter Auflagen für Pflegeheime seien in Zukunft viele Einrichtungen gezwungen, Betten abzubauen. So seien vor allem neue gesetzlich verankerte Raumanforderungen für stationäre Pflegeheime für den Bettenabbau verantwortlich. Demnach seien laut Thiel in Baden-Württemberg ab 2019 Zweibettzimmer verboten. In Nordrhein-Westfalen werde deren Anteil ab dem Jahr 2018 auf 20 Prozent je Einrichtung begrenzt. Dadurch könnten in den beiden Bundesländern schon bald schlagartig rein rechnerisch bis zu 50 Prozent der stationären Plätze wegfallen. Dies durch Um- oder Neubauten aufzufangen sei schwierig, auch ein verstärktes Umschwenken auf die ambulante Pflege würde nicht ausreichen.

In Anbetracht dieser Prognose kritisierte Thiel die aktuelle Pflegepolitik und warf ihr eine einseitige Ausrichtung auf die ambulante Pflege vor. Anstatt der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und dafür stationäre Pflegeplätze zu fördern, propagiere sie ambulante Betreuungsformen wie beispielsweise Senioren-Wohngemeinschaften.

Kommentar: Aufgrund des demografischen Wandels wird die Zahl der Pflegebedürftigen in den kommenden Jahrzehnten unaufhaltsam steigen. Nicht für jeden ist die ambulante Pflege geeignet oder ausreichend, so dass die Nachfrage nach stationärer Pflege in Zukunft auch eher zu- als abnehmen wird. Sollte wirklich wie von Terranus prognostiziert dieser Ernstfall eintreten, könnten zahlreiche Pflegebedürftige nicht angemessen versorgt werden. Um diese Notsituation zu vermeiden sollte die Politik nicht nur einseitig die Auflagen für Pflegeeinrichtungen verschärfen, sondern gemeinsam mit diesen Wege finden, um die dadurch wegfallenden Plätze schnellstmöglich und unbürokratisch zu ersetzen.

[ilink url=“http://www.kma-online.de/nachrichten/pflege/pflegeheime-kahlschlag-bei-pflegeheimplaetzen___id__34626___view.html“] Link zur Quelle (kma-online)[/ilink]