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Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK), prangert auch weiterhin die Methoden der Krankenkassen zur Diagnosebeeinflussung der Ärzte an, nachdem in einer aktuellen Umfrage unter 1.000 Allgemeinmedizinern herausgekommen ist, dass diese Beeinflussung trotz Verbots weiterhin geschieht. Die Befragung der Ärzte fand im Zeitraum vom 31. August bis 20. Oktober 2017 anonym und online statt. Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) soll eigentlich Krankenkassen unterstützen, die sehr viele Patienten versorgen, deren Krankheiten langwierig und teuer sind; er wird aber von den gesetzlichen Krankenkassen dazu missbraucht, Einfluss auf Ärzte zu nehmen, damit diese die Diagnosen ihrer Patienten beeinflussen und sie so kränker machen; das bringt mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds. Auch nach Inkrafttreten der entsprechenden Gesetze ist nicht viel geschehen, wie eine neue Studie der TK zeigt. 18,2 Prozent der Ärzte geben an, dass sie schon in einem Zeitraum von sechs Monaten nach Inkrafttreten bei ihrer Diagnosestellung von den Krankenkassen „beraten“ wurden. Der wissenschaftliche Beirat beim Bundesversicherungsamt hat in diesem Kontext vorgeschlagen, dass statt der bislang 80 Krankheiten, die finanziell unterstützt werden, alle Krankheitsbilder zu berücksichtigen und finanziell zu unterstützen wären. Ein „Vollmodell“ des Morbi-RSA würde aber laut Baas die Manipulationsfähigkeit des Systems noch erhöhen, weil die Krankenkassen dann auf alle Diagnosen Einfluss nehmen könnten-mit fatalen Folgen für die GKV-Versicherten.

Quelle: Ärzteblatt